Geschichte von
Die
den
sieben
Schwaben.
wie Dietrich und Parcival, nicht mehr vergessen sind oder unsre Ohren
nicht mehr barbarisch verletzen, das danken wir keineswegs den neueren
Philologen und Dichtern allein, dazu haben ihnen die Künstler redlich in
die Hände gearbeitet.
Doch lange noch sind die Stoffe nicht erschöpft, noch sind nur eben
erst die reichen Adern des köstlichen Erzes angeschlagen. Auch bringt
ein jedes Ding zugleich seine Kehrseite mit, und wie die tolle Wirthschaft
der Komödie sich unmittelbar an die tief-ernste Tragödie anschliesst, so
hat es auch zu keiner Zeit an den ergiitzlichsten Parodien der hochschrei-
tenden Epopöe gefehlt. Wie viel davon bei uns erhalten und wie viel
Laune und Lust, um für die Erhaltung zu sorgen, noch im Volke vorhan-
den ist, das bezeugen die Tischchen an den Strassenecken, welche neben
den neuen Liedern, gedruckt in diesem Jahr, neben dem hörnen Siegfried
und den Haimonskindern, die Geschichten vom Till Eulenspiegel, vom
Pommerschen Fräulein, von Münchhausen's Lügen u. s. w. um ein Gerin-
ges feil bieten; und das Bedürfniss nach bildlicher Darstellung des Gele-
senen spricht die Menge der freilich nicht allzu künstlerisch angefertigten
Holzschnitte aus, welche in diesen Büchern vielfach den Text unterbrechen.
Die in der Ueberschrift genannte Verlagshandlung hat es unternommen,
einem dieser Bursche, oder eigentlich siebenen von ihnen, ein schönes
Kleid anzuziehen, dass sie es wagen dürfen, ungescheut die vornehmsten
Salons, die zierlichsten Boudoirs zu betreten; auch wird es ihnen hoffent-
lieh auf diese Weise gelingen, zugleich in den nördlichen Theilen unsres
Vaterlandes, wo sie bisher weniger gekannt waren, Freunde und Gönner zu
finden. Schreiber dieses bedauert nur, dass es hier nicht der Ort ist, näher
auf eine Charakteristik dieser vortrefflichen Schwabengeschichte einzugehen:
der kühne Argonautenzug jener sieben Helden, wie sie sämmtlich den
schweren Spiess tragend, durch die schwäbischen Gauen wandern, steckt
so voll der ergötzlichsten Episoden, die eigentliche Hauptaction, wo das
Häslein, von dem Lärmen erschreckt, davon läuft, ist so schlagend, der
Schluss so wunderlich beruhigend, dass schwerlich ein würdiges Seitenstück
zu finden sein dürfte. Hier haben wir es nur mit den zehn Bildern zu
thun, mit denen das saubre Büchlein ausgestattet ist; aber auch die Bilder
stecken so voll des erquicklichsten Humores, dass sie keineswegs als blosse
Aushängeschilder für die Geschichte betrachtet werden dürfen. Der Zeich-
ner (sie sind mit der Feder auf Stein gezeichnet) hat sich nicht genannt i);
doch erkennen wir ohne Mühe eine Münchner Schule in den Bildern; und
vortrefflich passt der Kothurn dieser Schule, der sich hier besonders in
einem streng stylisirten Faltenwnrfc zeigt, zu dem burlesken Ernst, der
über der ganzen Geschichte waltet und in dem quasi-religiösen Schlusse
einen eignen Reflex über sie zurüekwirft. Glücklich sind die Situationen
für die einzelnen Bilder gewählt, höchst charakteristisch die einzelnen Hel-
den, ihren Eigenthilmlichkeiten gemäss, aufgefasst und in den verschiede-
nen Situationen durchgeführt. Wie würdevoli sitzt gleich auf der vorderen
Seite des Urnschlages der zerlumpte Spiegelschwab da, mit. Bierkrug und
Kanne, wie tiefsinnend verrichtet er sein berühmtes Spiegelgeschäft! Wie
überfein und zierlich, trotz des Tanzmeisters fünf Positionen, macht später
der verliebte Blitzschw ab dem schönen Kätherle aus der Herrschaft Schtvabeck
den Hof! Vortreftlich ist das Entsetzen, von dem das böse Weib des Spiegel-
ist
Es
Fellner.