Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Ueber geschichtliche Compositionen. 
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Erbhuldigung der preussischen Landstände, Zll Königsberg, 
d. 18. Octbr_ 1663. Ebenfalls nur die Darstellung einer politischen 
Förmlichkeit, mannigfach interessant jedoch durch die trefflich behandelten 
nationalen Kostüme und einige Köpfe voll Charakter und geistreichem 
Ausdruck. Vorzüglich zu rühmen ist die ganze Gestalt des Bischofs von 
Ermland. 
6. Schlacht bei Fehrbellin, d. 18. Juni 1675. Lobenswürdige 
Darstelluuv, etwa im Charakter der Rugendasschen Schlachtbilder gehalten. 
Die Schwetden werden vom Karnpfplatz verdrängt, man sieht seitwärts ihre 
Flucht und letzte Gegenwehr; der Kurfürst, in der Mitte des Bildes, über 
Leichen hinsprengend, giebt den Befehl zur Verfolgung. Der Vorgang 1111 
Allgemeinen ist ziemlich anschaulich entwickelt, die einzelnen Scenen 
des Kampfes voller Leben. Doch scheint es, als 0b der Moment des Sie- 
ges einer noch grossartigeren, unmittelbarer überzeugenden Darstellung 
fähig gewesen wäre. Das Ganze ist, wie insgemein die Schlachtbilderi 
mehr genreartig gehalten, während der historische Styl eine grössere 
Massenwirkung verlangt. 
7. Friedrich, erster König von Preussen, gesalbt zu Kö- 
nigsberg, d. 18. Jan. 1701. Wiederum ein politisch repräsentativer 
Actus, der überdies durch das Kostüm jener Zeit für höhere künstlerische 
Behandlung wenig begünstigt ist. Aber auch hier im Einzelnen der Figu- 
ren eigenthüinlich individueller Charakter, die Gestalt und Geberde des 
Königs eben so wahr, wie bildlich bedeutend; die Herren und Damen 
vom Hofe, im ausgesuchtesten Prunk, auf der Tribüne im Hintergründe 
trefflich emporgebaut. 
8. Die einwandernden Salzburger Protestanten, 1732. 
Eine Composition, die zu den trefflichsten des ganzen Werkes und zu den 
schönsten geschichtlichen Darstellungen gehört, welche uns seit lange be- 
kannt geworden sind. Man sieht die Strasse einer märkischen Stadt V0? 
sich seitwärts irn Hintergründe das alte Thor, durch welches der Zug der 
Einwandrer hereinkommt. An ihrer Spitze schreiten die Pfarrer des 
Q1135 die sie in der neuen Heimat begrüsst haben; hinter diesen, in 
Reihßi-i, die Salzbui-ger, Männer und Greise, Frauen und Kinder. m11 
mannigfachem Gepäck beladen; sie halten Gesangbücher in ihren Händen 
und singen. Ihre ganze Erscheinung, das uationell Bäuerliche ihrer Klei- 
dung, der reine religiöse Ausdruck ihrer Gesichter, das Kräftiget 0591191 
Freie, selbst innig Heitere, was in diesen Gestalten liegt, vereint mit den 
Zeugnissen mühseliger Wanderschaft, bringt auf den Beschauer einen 
ebenso wohlthnenden wie rührenden Eindruck hervor. Der Zug macht 
die Mitte des Bildes aus; ihm schliessen sich, zu den Seiten des Vor- 
grundes, zwei Gruppen an, welche dem Ganzen eine würdige Ruhe geben- 
Zur Linken , auf dem Stein eines Eckhauses, sitzt ein älterer Wandrer, 
welcher sich durch seinen Sohn den wunden Fuss verbinden lässt, Wäh" 
rend die schöne Tochter von einer wohlthätigen Bürgersfrau ein Almüsßü 
empfängt; drüber ist ein Balkon, von dem ebenfalls Almosen herabgewor- 
fen werden. Zur Rechten eine Gruppe zuschauender Bürger und Frauen- 
 Das Modekostüm der Zeit ist zum Theil trefflich behandelt.  Leider 
scheint dies so vorzüglich erfundene und so zart und geistreich ltthogra- 
phirte Blatt beim Aetzen der Platte gelitten zu haben. 
9_ Sclgacht bei Mollwitz, 1741. In der I-lauptanlage ebenfalls 
trefflich componirt. In zwei grossen Massen stehen die Reihen der Oester-
	        
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