Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Compositionen. 
geschichtliche 
Ueber 
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seine Schwierigkeiten, und hierin scheint zunächst ein Hauptgrund zu 
liegen, dass man sich bisher vornehmlich an jene äusserlich repräsentiren- 
den Akte der Geschichte gehalten hat.  
Eine zweite, nicht minder bedeutende Schwierigkeit ist die: bei ge- 
schichtlichen Darstellungen die höhere Würde der Kunst festzuhalten, sie 
nicht ins Genremässige herabsinken zu lassen, in ihr vielmehr stets, im 
Ganzen wie im Einzelnen des Bildes, diejenige Gemessenheit und inner- 
liche Gesetzmässigkeit zu bewahren, welche man insgemein mit dem Worte 
"Styl" zu bezeichnen pflegt,  mit einer würdigen stylistischen Behand- 
lung zugleich die geschichtliche Wahrheit und Treue, vornehmlich in 
Rücksicht auf das Kostüm und Alles, was hiezu gehört, genügend zu 
verbinden. Das Kostüm des klassischen Alterthums ist fast durchweg so 
künstlerisch gestaltet, dass hier nichts weiter zu erinnern bleibt. Auch 
das Kostüm des Mittelalters ist zumeist mehr oder minder der künstleri- 
schen Behandlung günstig, fast überall wenigstens für malerische Effekte 
brauchbar; aber schon hier tritt manches Störende hervor. Sehen wir von 
vorübergehenden Moden des Mittelalters, welche die Formen des Körpers 
unschön veranstalteten, ab, so sind doch einzelne durchgehend vorkom- 
mende Umstände in Erwägung zu ziehen, z. B. bei Schlachten die Ver- 
hüllung des Gesichtes durch die Helmvisiere; ein figurenreiches Gemälde, 
in welchem kein einziges Gesicht zu sehen wäre, dürfte einen leidlich 
komischen Eindruck hervorbringen. Noch schlimmer wird es bei den 
Kostümen der neueren Zeit, des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts, 
welche jeder grossartig künstlerischen Behandlung geradezu im Wege zu 
stehen scheinen. In Fällen der Art dürfte sich, wenn statt Würde und 
Schönheit nicht das Element des Genre oder gar des Ungeschmacks die 
Überhand behalten soll, die Noth wendigkeit ergeben: die historische Treue, 
 so wichtig für den Künstler auch in diesem Betracht die strengsten 
Vorstudien sind,  nur bis auf einen gewissen Grad festzuhalten, gewisse 
Modiiicationen eintreten zu lassen, welche zum Theil nur andeutungsweise 
den Charakter der Zeit wiedergeben. So ist man in den früheren grossen 
Epochen der Kunst, wo es sich um die Darstellung grosser Ereignisse des 
Lebens handelte, verfahren; so war es vornehmlich zu den Zeiten der 
griechischen Kunst. Die bekannten Statuen der äginetischen Helden, wel- 
che noch einer minder vollendeten Periode der Kunst angehören, tragen 
noch, obschon eine ideale Behandlung überwiegend hervortritt, einige An- 
deutungen seltsamen Mode-Kostüms, wohin z. B. jene Schiene gehört, die 
vom Helme, statt eines Visiers, über die Nase herabläuft; dagegen in der 
perikleischen Zeit nichts mehr der Art gefunden wird. Der panathenai- 
sche Festzug (der innere Fries am Parthenon), welcher fast ganz dem un- 
mittelbaren Leben angehört, verbannt Alles, was irgend den Eindruck der 
Formen beeinträchtigen könnte, während wir doch mit Zuversicht anneh- 
men dürfen, dass das Leben jener Zeit sich, zumal bei festlichem Pomp, 
nicht mit so gänzlicher Einfalt des Kostüms begnügt, sich nicht geradezu 
in dieser idßalßll Weise bewegt haben werde. Hieraus soll freilich nicht 
gefolgert werden, dass auch das Mittelalter und die neuere Zeit sich etwa 
in griechischer Nacktheit darzustellen haben, wohl aber, dass auch bei 
ihnen Moditicationen, ohne den historischen Charakter zu beeinträchtigen, 
zulässig sein werden. Auch haben unsre Maler sich nicht gescheut, der- 
gleichen für das Mittelalter in Anwendung zu bringen. Keiner (oder höch- 
stens der Franzose Debon auf seinem Schlachtbilde ergötzlichen Ange-
	        
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