Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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der Kunst zum Loben. 
Verhältnisse 
Ueber die gegenwärtigen 
jenes, an sich so edle und ruhmwürdige Streben geradezu in eine verwerf- 
liche Neuerungssucht umartete, die, indem sie aufs Neue die geschichtliche 
Bedeutung der Monumente verkannte, neue Werke aus den alten herzu- 
stellen bemüht war, die von dem Princip eines eingebildeten Schönheits- 
gefühles ausgehend, umzugestalten begann, wo noch Werthvolles vorhan- 
den war,  Ordnung und Symmetrie nach nüchternen Schulregeln ein- 
führte, wo dieselben in höherem Sinne nur Missordnung zu nennen sind,  
abglättete und ausputzte, wo die Farbe der Geschichte (die natürlich etwas 
Andres ist als Schmutz und Verderbniss) gerade den mächtigsten Eindruck 
auf das Gemüth des Beschauers hervorbrachte. 
Es ist, ich wiederhole es, schön und würdig, dass die Knnstvereine, 
als die Organe des Volkes, für die Erhaltung vorhandener Monumente zu 
sorgen begonnen haben; aber die angedeuteten Gefahren sowohl, als auch 
der Umstand, dass dies Geschäft, sollte es mit einiger Genüge durchge- 
führt werden, der anderweitigen  möglicher Weise auch noch höheren 
Thätigkeit der Vereine bedeutenden Abbruch thun würde, lassen es wün- 
schen, dass die Regierungen selbst diesen Punkt einer näheren Aufmerk- 
samkeit würdigen möchten. Im Einzelnen ist für denselben zwar von den 
Regierungen ebenfalls schon Bedeutendes und geradezu Grossartigstes (die 
Restauration ganzer Dome) angeordnet worden; doch, meine ich, dürfte 
es für die Sache noch ungleich erspriesslicher sein, wenn man dabei mehr 
systematisch und nach einem geordneten Plane zu Werke ginge. Wollte 
man z. B. eine Commission befahigter Männer ernennen, welche die oberste 
Leitung dieser Angelegenheiten in Händen hätte , welche damit aniinge, 
das gestimmte Land, Kreis für Kreis. zu durchforschen und sich somit 
zuerst über die Menge, den Werth und Zustand des Vorhandenen zu ver- 
gewissern,  welche sodann, in der Ausführung des Restanrations- 
Geschäftes, Schritt vor Schritt von dem dringendsten Bedürfniss zu dem 
bloss Wünschenswerthen überginge,  welche dasjenige, was im Laufe der 
Zeit seine Bestimmung verloren hat und gänzlicher Vernichtung anheim- 
gegeben ist, nach Möglichkeit sammelte oder sonst dessen Erinnerung den 
späteren Geschlechtern sicherte,  welche endlich eine fortwährende In- 
spection über diese Gegenstände ausübte; so dürfte man gewiss auf die 
allererfreulichsten Erfolge rechnen können. Auch dürfte in der That den 
Regierungen aus einem solchen Institute ein kräftiger Wall gegen die be- 
fangene Umwälzungslust unsrer Tage erwachsen; den Beweis des Gegen- 
theiles wenigstens hat die Geschichte geführt. Die französische Revolu- 
tion, die einen ganz neuen Zustand der Dinge hervorrufen wollte und es 
wohl erkannte, wo Treue, Anhänglichkeit und Vaterlandsliebe ihren Sitz 
haben, begann folgerecht damit, dass sie die theuersten Gedächtnissstätten 
und Heiligthümer des Volkes in frechem Muthe zernichtete und schändete. 
Doch kehren wir noch einmal zu der Wirksamkeit der Kunstvereine 
zurück. Ich deutete eben auf ein noch höheres Ziel derselben, als es die 
Sorge für Erhaltung vorhandener Monumente ist, hin: ich meine die Er- 
richtung neuer Monumente für die Gegenwart. Denn die Gegenwart 
hat doch das höchste Recht, sie verlangt doch die höchsten Aeusserungen 
des Lebens. Was nützt eine Reihe grosser Ahnen, wenn der Enkel sich 
ihnen nicht würdig anreiht? was die ererbte Scholle, wenn wir sie nicht 
aufs Neue bestellen? Ja, und wo ein Volk ohne Heimat ist, da kann es 
sich dieselbe erwerben, und seine Heimat wird da sein, wo es dem Boden 
das eigenthümliche Gepräge seines Geistes aufgedrückt hält- ln der Grün-
	        
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