ÜBER
DIE
GEGEN WÄRTIGEN
VERHÄLTNISSE
DER
KUNST
ZUM
LEBEN.
(Schlussabsclnxxitt
der
ersten Auflage des Handbuches
Malerei etc. 1837.)
der
Gaschichte dar
Ein neuer Lcbensdrang hat sich im Bereiche der Kunst geltend ge-
macht, ein neues Interesse ist für die Aufnahme ihrer Werke erweckt
worden. Es scheint, als 0b sich unsre Zeit wiederum einem der Höhen-
punkte, deren die Kunstgeschichte so wenige zählt, anzunähern im Begritf
stehe. Möge es dem Verfasser verstattet sein, einige Augenblicke bei dieser
wichtigen Erscheinung zu verweilen, das gegenwärtige Verhältniss der
Kunst zum Leben in eine nähere Betrachtung zu ziehen und die Hoffnun-
gen oder die Wünsche, welche für eine engere Ausbildung dieses Verhält-
nisses vielleicht noch hervortreten dürften, auszusprechen. Der Verfasser
beschränkt sich hiebei vornehmlich auf die Kreise des deutschen Vater-
landes, obgleich manche der folgenden Bemerkungen ebenso auch auf die
Nachbarländer anzuwenden sein dürften.
Das einzelne vollendete Werk der .Kunst hat in sich selbst Beginn
und Beschluss, Grund und Zweck. Seine Heimat ist die freie Region des
Geistes; es ist nicht mit unumgänglicher Nothwendigkeit bedingt, dass
äussere Umstände ihm fördernd, aufnehmend entgegentreten. Es ist denk-
bar. dass es wie ein Phänomen in dunkler Nacht emporsteige und dass es
keine Geister vorfinde, in denen es Licht anzünden könne: die Kunst-
geschichte ist wenigstens nicht ganz von Beispielen einer solchen Erschei-
nung entblösst. Handelt es sich aber um eine allgemeine Blüthe
der Kunst, so muss eben auf jene äusseren Verhältnisse wesentlich Rück-
sicht genommen werden. Nur das Wechselverhältniss, in welchem Kunst
und Leben zu einander stehen, bringt jenen Sinn hervor, welcher die Er-
zeugnisse der Kunst init Liebe aufnimmt und ihrem weiteren Gedeihen,
ihrer weiteren Ausbreitung einen ernährenden Boden zubereitet. In dem
Volke selbst muss ein künstlerischertSinn vorhanden sein, wenn die KURS!
in ihm heimisch werden und nicht als ein exotisches Gewächs, als eine