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Fragm entarisch es
die
Berliner
K unstausstellzuug
VOIH
1836.
195
Projekte, welche Sie füf diese" 05er jenen Zweck gearbeitet, als wesent-
liche Erfordernisse einer umfassenden Kunst-Ausstellung einzusenden!
Doch ist unter dem Wenigen, über welches wir auch diesmal nur zu
berichten haben, Einiges von grosser 'l'ret'flichkeit vorhanden. Dahin ge-
hören zuerst die von Stiller und Strack gemeinschaftlich gearbeiteten
Entwürfe einer! "Gesellschaftslokales zu Pawlowsk bei St. Petersburg,
Preisaufgabe der Commitee der Eisenbahn zwischen St. Petersburg und
Pawlowsk." Die Leser erinnern sich vielleicht einer öffentlichen, von der
genannten Commitee ausgegangenen Anzeige, welche die in Rede stehen-
den Entwürfe nach vorangegangener Concurrenz als die gediegensteu
anerkannte, die Ausführung derselben jedoch zu kostbar befunden und
demnach einem inländischen Architekten die Arbeit übertragen hat. Es
sind Entwürfe für zwei verschiedene Lokale, das eine für die höheren,
das andre für die niederen Klassen der Gesellschaft. Das erste ist in dem
anmuthvollen Villen-Style gehalten, bietet einen mannigfachen Wechsel
der Ansichten und schlicsst sich demnach der landschaftlichen Umgebung
als deren schönster Schmuck vortheilhaft an. Ein grosser Saal in der
Mitte des Gebäudes, der mit seinen bedeutenden Giebelfronten dem Gan-
zen Ruhe und Haltung giebt; an ihn sich anschliessend eine Folge andrer
Räume, die mit einem prachtvollen Gewächshause endet; einige Theile
der Anlage thurmartig emporgeführt, um als Belvedere die Aussicht zu
beherrschen; Pfeiler- und Laubgänge zur Verbindung, und zur Seite, iso-
lirt, ein zierlicher Pavillon zum Aufenthalt des kaiserlichen Hofes. Das
zweite Lokal, von geringerer Ausdehnung, ist in Blockholz construirt und
entwickelt eine geistreiche Mannigfaltigkeit der Formen, zu welchen diese
Constructionsweise Veranlassung giebt. Die künstlerische Anordnung bei-
der Lokale zeugt durchweg von jenem feinen Takt und gebildeten Ge-
schmacke, von jener klaren, einfachen Schönheit, welche auch die frühere-n
WVerke der genannten Architekten charakterisiren.
Von Strack sind ausserdem noch zwei architektonische Entwürfe
vorhanden. Der eine (1657) zu einer protestantischen Kirche: eine Kup-
pel in der Mitte, nicht tiefe Nebenhallen zu den Seiten, vier 'l'hürme.
die in leichten Spitzen emporsteigen, auf den Ecken; das Ganze auf die
Ausführung in gebranntem Stein berechnet und in consequenter Durchbil-
dung des Rundbogens für alle überwölbten Oelfnungen; die Front vor-
nehmlich imposant durch eine hohe, von weitem Rundbogen übcrspannte
Vorhalle, deren Grund zur Ausführung bedeutender Freskomalerei über
den Portalen benutzt ist. Der zweite (1658) ist der Entwuirf eines Wohn-
gebäudes in Berlin (Französische Str. No. 32), welches sich durch eine
eigenthümliche Pilasterarchitektur, durch verschiedenen plastischen Schmuck
besonders in dem rothen Grunde des flachen Giebelfeldes, und durch
zierliche Anwendung farbiger Zierraten in den Details, vortheilhaft ausj
Zßißhnel- Sehr anziehend ist ferner, von Gustav Stier, der nEntwuH
Z1" Dßkßrßtion der Kapelle in der Domkirche zu Posen, welche (teilt All"
denken der beiden ersten Könige von Polen, Boleslav und Mrezrslav.
geweiht werden soll." (1102,) Farbiger Aufriss des Innern: eine Rotundc
von flacher Kuppel überspannt, rundbogige Nischen umher, in deren einer
die Standbilder der beiden Fürsten stehen, sehr geschmackvolle Durch-
bildung des Details und reicher Farbenschmuck, der in_der Art musi-
vischer Dekoration gehalten ist; das Ganze ernst, feierlich und in
ayunutlrvglley Würde. Von G. Stier ist ausserdem noch die Zeichnung