Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Fragmentarisches 
über 
die 
Berliner 
Kunstausstellung 
VOU] 
1836. 
und Aaron, und in der Ferne das Meer. Das Bild hat seine anzuerken- 
nenden Vorzüge, z B. bkesäimmäe läarbglnnpd Lichlt; deren die hguftige 
Malerei nur zu häuli ent e rt; 0er sc ein es mc aus einem un e an- 
genen Gefühle hervorglgegangen und verfehlt somit die Wirkung, die es be- 
absichtigt. Eine kleine Farbenskizze, den sterbenden Moses darstellend, 
zeigt dasselbe Bestreben nach äusserliehem Ellekt; (lßä daneläenvraläsgistßnlii 
Studienkopf des Moses giebt einen Beleg für das be euten e a en t 1111 
welchem man es hier zu thun hat.  Hensels Schule hat unter ihren zahl- 
reichen Leistungen einige ansprechende Gemälde geliefert. Vornehmlich 
ist unter diesen das Brustbild eines "Novizeu" von E. Ratti (712) als elll 
sehr gelungenes Werk zu bezeichnen: es liegt in diesem jugendlich melan- 
cholischen Kopfe ein sehr tiefes, innerliehes Gefühl, und wir freuen uns, 
hier wiederum, WO die wohlbekannte Klippe verschmachtender Sentimen- 
talität so nahe lag, einer gesunden, lebenvollen Darstellung zu begegnen. 
Das grosse Gemälde des „verl0rnen Sohnes" von Ratti (713) ist ein treffli- 
ches Studienbild, bei äusseren Vorzügen ebenfalls nicht ohne inneren Ge- 
halt.  Das Bild von J. Moser "Rahel und Jacob, bunte Stäbe schnei- 
dend" (1551) zeichnet sich ebenfalls durch eine freie, heitere Naivetät und 
selungene Behandlung aus; man hört mit Freude, dass diesem aätgenehmen 
Bilde der Preis der Michel-Beerlschen Stiftung zu Theil gewor en ist.  
Ein zweites Preisbild, welches aus der I-IensePschen Schule hervorgegangän. 
ist das Gemälde von A. Th. Kaselowsky (448), den Wettkampf mit er 
Syrinx, nach einer Aufgabe der K. Akademie der Künste, darstellencl. 
Geschmackvolle räumliche Anordnung und freie, sichre Zeichnung geben 
diesem Bilde eigenthürnliehe und sehr anzuerkennende Vorzüge, wenngleich 
dem vorgeschriebenen Gegenstande, der der Naivetät des classischen Alter- 
thums angehört, eine minder sentimentale Behandlung günstiger gewesen 
sein dürfte.  Das Gemälde von H. Löwenstein: „Joseph deutet dem 
Oberschenk und Bäcker Pharaos ihre Träume" (1547) ist ein erfreuliches 
Studienbild und von reiner, geschmackvoller Zeichnung; während die Ge- 
stalten seines grossen Gemäldes: „Kaiser Heinrich IV., welcher mit seiner 
Familie über die Alpen pilgert" etc. sich noch nicht zu eigentlichem Leben 
und Existenz entwickelt haben.  Sehr anziehend endlich ist das Bildchen 
von C. Burggraf (115) "Kinder im Korn" mit Blumen spielend. in dem 
sich eine zarte, heitre Gemüthlichkeit ausspricht und eine tüchtige Ausfüh- 
rung das Auge des Beschauers angenehm berührt. 
Unter den übrigen Künstlern Berlins ist vornehmlich der berühmte 
Portraitmaler E. Magnus zu erwähnen, der uns diesmal eine grössere 
Composition verführt: „die Heimkehr eines Piraten" (576). Der Seewandrer 
ist von seinen Streifzügen heimgekehrt, er hat das Schiff verlassen und 
wird von den Seinigen begrüsst; sein Weib hat ihm den fröhlichen Säug- 
ling überreicht, und ihm die Last der Flinte und einer Kiste, in der mifll 
reiche Schätze vermuthen darf, abgenommen; das Töchterchen und 81H 
jüngerer ungestümer Knabe drängen sich jubclnd um den Vater. Man 
blickt auf das Meer und die Küsten hinaus; die Abendsonne beleuchtet 
die wohl zusammengestellte Gruppe mit glänzenden Streiflichtern. Mag- 
nns' grosse Kunst im Colorit und in der vollen entschiedenenBelebung 
der Gestalten zeigt sich auch in diesem Bilde von der vorlhßllhaflesten 
Seite: Alles lebt, athmet und ist von der Lust des Daseins erfüllt; die 
wundersame, im ersten Augenblick etwas befrcmdliche Beleuchtung 519m 
linglcr, Kleine Schrille-n lll. 
	        
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