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Berichte,
Kritikex
1, Erörterx
guten 'l'alentes schliessen lässt. Der nlädelknabe mit einem Falken" von
F. Weiss (1008) macht weniger Ansprüche und ist somit eher zu über-
gehen. Ein recht frisches, gesundes Bild ist „der Knabe vom Berge,
nach Uhland", von Müller (634). Hoch auf der Bergesspitze, auf die
Schlösser im Thale niederschauend, steht ein fröhlicher Hirtenknahe und
schwingt seinen Hut jubelnd in die Lüfte. Schon nach der unbilligen Menge
von trüben oder sehnsüchtigen Stimmungen, die heutiges Tages Consumirt
werden, erquickt es, in die Heiterkeit eines solchen Bildes zu schauen, und
eine gewisse Bendcmandsche Naivetät der Auffassung, die auf dasselbe
übergegangen zu sein scheint, dient keinesweges dazu, die Anmuth des
Ganzen zu verringern. .,Der Schütz und sein lllätlchen" von Körner
(1528) spricht ebenfalls durch Heiterkeit und Gesundheit des G-efühles an
und lässt glückliche Erfolge für die Zukunft erwarten. Schliesslich ist
noch ein zierlich ausgeführtes Kabinetbild von W. Nerenz, "Scene aus
Kleists Käthchen von Heilbronn" (648), anzuführen. Es ist die Schluss-
scene des Stückes, die Vermählung des Grafen von Strahl mit Käthehen
durch den Kaiser, während die stolze Nebenbuhlerin zürnend das Schloss
verlässt. Die reiche Kleiderpracht der atlligexi Gestalten, welche den
Schlosshof erfüllen, die ritterlichen Köpfe, denen es nicht an verschiede-
nem Ausdruck der Theilnahme an dem Vorgange mangelt, die geschmack-
volle Sauberkeit der technischen Behandlung sichern dem Bilde ein eigen-
thümliehes Interesse und erinnern an manche Leistungen der älteren hollän-
dischen Meister.
Ueber Steinbrückls Gemälde haben "diese Blätter schon früher
berichtet. Hier ist noch hinzuzufügen, dass gegenwärtig noch eine anmu-
thige Skizze von der Hand dieses Künstlers ausgestellt ist: "die Elfen nach
L. Tiecläs Mährehen" (1442). Ein kleiner Kahn, in welchem ein freund-
liches Mädchen in verwunderter Betrachtung steht, von einem Gewimmel
kleiner nackter Elfchen umgeben, die den Kahn unter den breiten Blättern
der Wasserpflanzen hindurch ziehen, im Wasser scherzen und auf den
Blättern sich schaukeln; das Ganze von allerliebst mährchenhaftem Charak-
ter und aufs Heiterste durchgeführt.
Wenden wir uns nunmehr zu den Leistungen der Historienmalerei,
welche Berlin angehören. Von Wach führt das Verzeichniss ein histo-
risches Gemälde an. doch sahen wir dasselbe noch nicht ausgestellt. Von
seinen Schülern sind verschiedene hieher gehörige Bilder vorhanden, die
im Allgemeinen das Dasein trefflieher Talente bekunden. Sehr aninuthig
ist das Bild von H. Krigar nzxschenbrödel" (516). Derselbe Gegenstand,
welchen das oben angeführte Bild von Kretzschmer behandelt; das freund-
liche bescheidene Kind, am Heerde sitzend, und die 'l'äubchen neben
ihr, welche die Erbsen auslesen. Krigarls Bild ist, trotz anmuthig vollen-
deter Einzelheiten, befangener in der malerischen Technik als jenes, aber
das traulich Mährchenhafte, das kindlich Geheimnissvolle, was zu dem
Gemüthe so fremd und doch so wohlbekannt spricht, sehen wir in diesem
Bilde auf die vorzüglichste Weise erfasst. Es gehört eine tiefe, innere
Poesie dazu. um den Hauch des erzählten Mährchens so sicher im Bilde
zu fixiren, wie es hier geschehen ist. Ein zweites Bild von Krigar "ein
schiessendei- Knabe, neben ihm ein älterer Mann" (517) ist freier in den
technischen Verhältnissen, aber es ist darin nicht die Poesie des ersteren;