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Berichte,
Kritiken
Erörh
runger
uns in den ersten Büchern der heiligen Schrift in so gernüthvollcr YVeisc
berührt. Es ist ein Bild von geringer Höhe und vcrhältnissmässig beträcht-
licher Breiteil-Ausdehnung, in der Art eines Frieses, und die Composition
ebenfalls mehr im Charakter eines Frieses gehaltcll- in der Mitte ciu
Baum," unter dessen Schattendach der Herr des Feldes steht, indem er in
ruhiger WVürde. mit dankergebener Geberde über den gereiften Segen hin-
ausblickt; um ihn her Frauen, Mädchen und Knaben, zum Theil in kind-
lichem Spiele, zum Theil mit Austheilung der Speisen für die Feldarbei-
ter beschäftigt. Zur Rechten hin ein hochwallendes sonniges Kornfeld, vor
und in welchem man verschiedene Arbeiter sieht, die das Korn schneiden,
Sicheln wetzen oder Garben binden; zur Linken ebenfalls noch ein Theil des
Feldes, eine Quelle, dann ein grüner Hang, auf dem Hirten mit ihren Heer-
den ruhen. Fernere Bergzüge und Aussicht in die Weite beschliessen den
Hintergrund des Bildes, über welchem ein heitrer wolkenloser Himmel
ruht. Was uns an dem Bilde zunächst anzieht, ist dieselbe Eigenschaft.
die allen glücklichen Leistungen des jungen Meisters ihren eigenthümlich
hohen Werth verleiht; es ist jene sittliche Grazie, jene anmuthvolle Rein-
heit und Naivetät, welche uns kaum anders begegnen, als in den schönen
Leistungen der Kunst, die dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts an-
gehören. Auch in der Landschaft, die einen bedeutenden Theil der Com-
position einnimmt, tritt uns ein ähnliches Element sittlicher Reinheit und
Lauterkeit entgegen. Das Bild concentrirt sich nicht in einer durchgeführ-
ten Handlung, es hat kein durchgeführtes gegenseitiges Verhältniss der Per-
sonen, keinesonderlich wirksame Gruppirung und würde somit wenigstens
nicht für die Ausführung in grösserem Maassstabe geeignet sein. Bei den
kleineren Dimensionen, bei dem, wie gesagt: friesartigen Charakter des
Ganzen verschwinden jedoch diese strengeren Anforderungen und das Auge
des Beschauers wird von dem harmonischen Wohllaut dieser Gestalten in
erfreulichster Weise berührt. Die gediegene männliche Ausführung, mit
welcher Bendemanms Bilder in's Leben treten, ist zu bekannt, als dass
darüber noch sonderlich zu sprechen wäre.
Dem Geiste, der Behandlungsweise nach, ist dem genannten Bendemann-
sehen Bilde ein Gemälde von A. Rethel verwandt, N0. 735: nBonifacius
lässt aus der gefällten Wodans-Eiche eine christliche Kapelle bauen." In
der Mitte steht Bonifaciirs, im bischöflichen Gewande, indem er mit der
Spitze seines Stabes den Grundriss der Kapelle in den Sand zeichnet; vor
ihm einige neugierig zuschauende Deutsche, auf der andern Seite die Be-
gleiter des Bischofes. die zum grösseren Theile mit Zimmerarbeit beschäftigt
sind. In der Ferne sieht man versammeltes Volk und die Aufrichtung der
ersten Pfähle zum Bau der Kapelle. 'Dem Bilde liegt zwar eine gemein-
same Handlung, eine besondre Begebenheit zum Grunde, doch ist dieselbe
wiederum nicht in dem Maasse concentrirt, dass sich das Interesse auf
einen bestimmten Mittelpunkt hinleitete; ja, an der Stelle, wo eine leben-
dige Action dargestellt ist, bei der Zurichtung des Baumstammes durch die
Gefährten des Heidenbekehrers, sind die Leute nicht eben bequem gruppirt,
und man ist nicht sicher, dass sie sich bei energischer Bewegung nicht
mannigfach verletzen würden. Dagegen ist Alles, was das Einzelleben der
dargestellten Figuren anbetrifft, Naivetät und Würde in Stellung und Ge-
berde, charaktervolle Behandlung der Köpfe, reine, gemtlthvolle Stimmung,
vortrefflich und wenigstens ein sehr schätzenswerthes Talent bckundend.
Das Ganze nähert sich dem (Fienre, aber die kleine Dimension des Bildes