Fragmßntaris c]
über
die
BerIiner
K u n stal
zsstellu
1831
179
gebracht; viele gaben. wie er, Abbildungen des italienischen Lebens und
italienischer Sitte, aber keiner theiltc mit ihm die Grösse und Milde des
Geistes, den Adel und die Würde der Auffassung. Robert malte den ge-
meinen Italiener, in den unbedeutenden Zuständen, wie sie das Leben des
Tages mit sich bringt; aber er erkannte die bedeutende Anlage des Volkes,
er liess in den Zügen später, gesunkener Enkel die einstige Herrlichkeit
und Macht ihrer Väter nachklingen. Robert stellte überhaupt in diesen
Genrescenen etwas Andres dar, als was man mit dem Begriff des Genre
bisher zu bezeichnen pflegte: er fasste den Menschen in Mitten seines all-
täglichen Verkehres, in Mitten seines bedürfnissvollen Treibens auf, aber
er gab ihm das Siegel der Schönheit, das Zeugniss seines göttlichen Ur-
Sprunges. Darum stehen uns seine Gestalten wie reinere Wesen gegen-
über, darum spiegelt sich in ihnen das Entzücken und die Lust des Da-
seins, wird die Arbeit ihnen zum Fest, giebt der Schmerz ihnen den
Ausdruck einer höheren Weihe.
Robert's Schnitter gehören zu seinen bedeutendsten Leistungen und
werden, nach den Berichten französischer Zeitungen und kundiger Reisen-
den, nur noch von seinem "Abschiede der Fischer" (welches Bild er nach
der ersten Ausführung der Schnitter malte und welches sich zu Paris im
Privatbesitz befindet) übertroffen. Die Composition ist durch Kupferstiche
und Lithographien allgemein bekannt. Ein mit Büffeln bespunnter Wagen,
auf dem sich die Familie eines wohlhabenden Ackerbauers befindet, hält
auf der Fläche der Campagna still; der Führer der Büilcl lehnt vorn an
der Deichsel des Wagens. Zur Linken kommen Mädchen mit Garhen und
einige junge Schnitter herbei, zur Rechten ein Paar Tänzer mit Sackpfeife
und Sichel. Das Ganze schwimmt in dem riithlichen Lichte der unter-
gehenden Sonne. Die Wiederholung des Bildes, welche wir auf der Aus-
stellung vor uns sehen, befolgt im Wesentlichen dieselbe Anordnung, doch
sind im Einzelnen einige namhafte Veränderungen zu bemerken, wie z. B.
der eine der Tänzer. welcher die Sichel gefasst hält, auf der ersten Dar-
stellung das Haupt niedergebeugt, hier dasselbe in leichterem Schwunge
und, wie es scheint, mehr zum Vortheil der Harmonie in den Bewegungen
des Ganzen, zurückwirft. Als eine bedeutendere Verschiedenheit dürfte es
anzuführen sein, dass hier ein gemeinsamer Farbenton über das ganze Ge-
mälde gebreitet ist, während in jenem stärkere Gegensätze in der Färbung
vorherrschen.
Das Bild gewährt den Eindruck kindlich frommer, patriarchalischer
Verhältnisse; es ist das uralte heilige Baud und Gesetz der Familie, das
wir in demselben vorgeführt sehen. Der Erndtewagen, in der Mitte des
Bildes und von vorn gesehen, ist der Thron, welcher die edelsten Häupter
de!" Familie über die Andern emporhebt. Hier ruht ermüdet, auf der eine"
Seite, ein stiller, ernster Greis; seine Anordnungen sind Befehle für die
Jüngeren- Hinter ihm steht sein Sohn, ein kräftiger Mann, bereit, diese"
Befehlen nachzükßmmen. Auf der andern Seite lehnt dessen Weib. die
HCYÜ" des Hauses. und hält den Säugling im Arm; in dem reinen Ehen-
maaSS ihrer Glieder, in der Fülle und Kraft ihrer Gesundheit ist sie den
göttlichen Gestalten des griechischen Alterthums vergleichbar. Zu den
Füssen dieser drei sieht man die beiden Büffel. welche, mit schweren
Ketten angeschirrt, den Wagen ziehen; das furchtbar Gewaltige in ihren
Körpern, das Dämonische ihres Blickes; was der Maler so meisterhaft dar-
gestellt hat, erscheint als die Natur, in ihrer rohen Gewalt, die hier dem,