Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Berichte, 
Kritiken, 
Erörterungen. 
Den jemals noch das Land verschuldet hat. 
Dighton und Forrest, die ich angestellt 
Zu diesem Streich ruchloser Schlächterei,  
Zwar eingefleischte Schurken, blut'ge Hunde,  
Vor Zärtlichkeit und mildem Mitleid schmelzend 
Weinten wie Kinder bei der Trau'rgeschichte. 
O so, sprach Dighton, lag das zarte Paar; 
So, so, sprach Forrest, sich einander gürtend 
    
Vier Rosen eines Stengels ihre Lippen, 
Die sich in ihrer Sommerschönheit küssten. 
Und ein Gebetbuch lag auf ihrem Kissen, 
Das wandte fast, sprach Forrest, meinen Sinn; 
Doch o! der Teufel  dabei stockt der Bube, 
Und Dighton fuhr so fort: Wir würgten hin 
Das völligst süsse Werk, so die Natur 
Seit Anbeginn der Schöpfung je gebildet!  
Drauf gingen beide voll Gewissensbisse     
Diese Schilderung ist es, die dem Künstler Stoff zu seinem Bilde ge- 
geben hat. Man blickt in ein Gemach des Towers, im Vorgrunde das 
Bett, auf welchem die beiden Prinzen ruhen. Es ist die Mittagsstunde; 
ein mildes warmes Licht fallt von vorn über das Lager. Die Knaben ha- 
ben ihre fürstlichen Oberkleider, den Hermelinmantel, das gekrönte Barett 
u. s. w. von sich gethan und an den Fuss des Bettes zusammengelegt. ln 
ihren Beinkleidern von seidenem Tricot, der ältere in einem weiten, ge- 
stickten Oberhemde, der jüngere mit einem leichten Jäckchen ohne Aermel, 
liegen sie auf der reich gesteppten wollenen Decke. Ein Gebetbuch in 
rothem Sammt und silbernen Beschlägen, ein Rosenkranz liegt neben ihnen. 
An der Rüeklehne des Bettes, halb von dem seidenen Vorhange verdeckt 
und überschattet, sieht man ein Einhorn als Halter des englischen Wap- 
pens ausgeschnitzt. Der ältere der beiden Brüder, Prinz Eduard, brünett, 
ist in ruhiger, schlichter Lage eingeschlafen; Richard, der jüngere, ein 
reizendes blondes Lockenhaupt, hält den Bruder umfasst und zeigt auch 
noch im Schlaf eine mehr bewegte, mehr zum Scherz geneigte Natur,  
beide dem Charakter gemäss, wie sie der Dichter in den früheren Seenen 
des Trauerspieles geschildert hat. Hinter dem Lager erscheinen die Mör- 
der. Der eine von ihnen neigt sich leise, blutgierigen Auges, über die 
beidell Opfer; er trägt ein schmutziges Lederkoller über einem groben 
Friesrocke; er hält ein gestreiftes Bettkissen, dem Bette des Wächters ent- 
nommen, in beiden Händen und ist bereit, die Knaben zu ersticken. Hin- 
ter ihm, im Schatten des Bettvorhanges, den er zur Seite schiebt, steht 
der andre, mehr zaudernd und schon mit Gedanken über die unheilvolle 
That beschäftigt. 
Die Composition des Bildes ist höchst einfach und klar verständlich, 
die Perspective, die hier in der Zeichnung und im Luftton nicht ohne 
Schwierigkeit war, sehr meisterhaft; ein ruhiges, ebenmässiges Licht gewährt 
zunächst den Eindruck eines vollendeten, in sich geschlossenen Ganzen. 
Was bei der ersten genaueren Betrachtung des Bildes das Auge des Be- 
schauers in wohlgefälliger Weise berührt, das ist die ausserordcntliclu: 
Naturwahrheit in allen einzelnen, auch den geringfügigsten 'l'heilen der
	        
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