Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Kritikm 
Berichte, 
Erörterungen. 
Wifkung erreicht, Ueberhaupt sind hier alle wohlfeileren Mittel contra- 
Stirerlder Farben und Töne verschmäht, und mit jener tizianischen Sicher- 
heit. des Pinsels lichte Körper auf ähnlich lichtem Grunde modcllirt. Die 
Pinselführung ist leicht, breit und frei; die Carnation, Wenigstens in ein- 
zelnen und zwar den bedeutendsten Theilen, höchst vollkommen. 
Die Trümmer des Tempels sind mit einer, meist sehr glücklichen 
Divination in jenem syrisch-ägyptischen Style gehalten, den wir in den 
Formen des salomonischen Tempels voraussetzen müssen. Den nächsten 
Vorgrund bildet ein aufgerissener Mosaikfirssboden, unter dessen Schutt 
man einige Stücke der Holzdecke oder der Thüren bemerkt, deren einstige 
Vergoldung matt aufblinkt. Auch diese Gegenstände sind höchst meister- 
lich behandelt, jedoch keinesweges in jener genreartigen Weise, die das 
Auge des Beschauers von dem Hauptgegenstande ablenken könnte. Von 
den landschaftlichen Theilen im Hintergrunde wurde bemerkt, dass sie 
näher zu stehen schienen, als nach ihren Dimensionen zu schliessen sein 
dürfte. Doch ist auf diese Bemerkung Wohl zu entgegnen, dass der Maler 
hierin den eigenthümlichen Effekten der reineren südlichen Luft, welche 
allerdings die Entfernungen für unser an nordische Nebel geivöhntes Auge 
scheinbar verringern, gefolgt sein möge; jedenfalls ist indess auch die 
Behandlung dieser Gegenstände an sieh so vorzüglich, wie wir es in den 
Leistungen der Düsseldorfer Schule gewohnt sind, und ebenfalls dem 
Hauptgegenstande glücklich untergeordnet. 
Das Gemälde ist im Auftrage des Kronprinzen von Preussen gemalt 
worden. Wir hoffen, dass eine gediegene Nachbildung im Kupferstich 
oder Steindruck bald auch entfernteren Kreisen die Bekanntschaft mit die- 
ser grossartigen Composition, den Genuss und die Erbauung an derselben 
verstatten, und denen, die das Bild bereits gesehen, eine wünsehenswerthe 
Erinnerung geben werde. 
V01] 
Ueber die akademischen Kunstausstelluxugen 
Berlin. 
(Museum 
1836, 
Der zwanzigste Mai des laufenden Jahres ist ein wichtiger Ge- 
dächtnisstag für die Schicksale der neueren Kunst. An ihm sind 50 Jahre 
vertlossen, seit eine Einrichtung in Berlin (und soviel wir wissen, in Deutsch- 
land) zum ersten Mal ins Leben trat, die, unscheinbar in ihrem Beginnen 
und die frühere Zeit ihres Bestehens hindurch, in späterer Zeit so glän- 
zende Erfolge gezeigt hat: die Einrichtung der öifentlichen, durch die 
Kunstakademie veranstalteten Kunstausstellungen von Berlin. Das 
Jahr 1786, da diese erste Kunstausstellung zu Stande kam, istüberhaupt 
eins der wichtigsten in der Geschichte der hiesigen Kunst-Akademie. lm 
J. 1694 unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich lII. (des nachmaligen 
Königes Friedrich I.) gestiftet und mit bedeutenden Mitteln zu erfolgreicher 
Thätigkeit ausgestattet, war dies Institut unter seinen Nachfolgern aufs 
Aeusserste beschränkt werden und seinem Erlöschen nahe; in dem ge-
	        
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