Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Berliner 
Ateliers. 
(Museum 
1835, 
Hen- Pmf, Wach hat ein grosses Portraitbild vollendet, welches die 
beiden Söhne S. K. H. des Prinzen Wilhelm (Bruders Sr: Maiestätk" fast 
ganze Figuren in Lebensgrösse, darstellh Wenn die Portraits dieses Kunst- 
lers sich durch feine Auffassung der Natur und geistreiche Behandlung 
auszeichnen, so erwecken sie unser besonderes Interesse doch stets aufs 
Neue durch die äusserst geschmackvolle Anordnung, die sich vornehmlich 
in der meisterhaften Ausfüllung des gegebenen Raumes zeigt. Wir stosseii 
hier nirgend auf eine Leere, nirgend auf ein ängstliellies lZuselivmliäiengrücäen, 
wir bemerken nir end (wie es bei Andern so häuig (er a is , ass 
eine menschliche äestalt willkürlich durch den Rahmen abgeschnitten und 
da, wie durch ein zufälliges Ereigniss, hineingepasst sei. Die vollkommene 
Ruhe, welche solchergestalt in Wachs Portraitbildern herrscht, giebt ihnen 
ihr eigentlich künstlerisches Interesse, und sie ist es vornehmlich, die 
etwas Höheres, als blosse Nachahmung der Natur, erkennen lässt. Beson- 
ders anziehend ist in dieser Beziehung das genannte Portrait,_ da hier 
durch die Anordnung zweier Gestalten in rundem Raume, sich noch 
grössere Schwierigkeiten entgegenstellten, die jedoch ebenso glücklich, wie 
die Schwierigkeiten der nothwendigen Farbenharmonie, bei wenig gün- 
stigem modernem Militairkostüme, aufs Glücklichste überwunden sind.  
Hr. Wach bereitet, ausser diesen und andern Arbeiten, die Ausführung 
eines historischen Gemäldes, einer J udith, welche mit ihrer Magd das Zelt 
des Holofernes verlässt, vor, ein Bild, welltlxheä eine ällilefelfäälällli Lisung 
dieses in physiognomischer Hinsicht so anzie en en un so oc s se wie- 
rigen Gegenstandes verspricht. Unter den Entwürfen des Künstlers zog 
uns besonders eine figurenreiche Darstellung des bethlehemitischen Kinder- 
mordes an. Hier hat der Künstler das Grässliche dieses Gegenstandes, der 
fast in allen Compositionen früherer Meister beklemmend auf unser Gefühl 
wirkt, durch den lieblichsten Contrast zu inässigen gewusst, denn im Vor- 
grunde sehen wir Maria mit ihrem Kinde, welche an Engelhänden durch 
das Gewirre und die Gefahren des Todes geleitet wird; sie nähert SiCh 
dem Ufer des Flusses, auf welchem eine Barke, von Engeln geführt, in 
Bereitschaft liegt, die sie in ein glücklicheres Land hinübertragen soll. 
Wir versprechen uns von der Ausführung dieser Composition den edelsten 
Genuss.  
Von Hrn. Krigar, Schüler des Hrn. Prof. Wach, sahen wir in des 
letzteren Atelier ein anmuthvolles Gemälde, das kürzlich vollendet wor- 
den, aufgestellt: Aschenbrödel, die auf dem Boden der Küche, vor dem 
Heerde, sitzt und zwei Täubchen zu ihren Seiten hat, welche ihr die 
Erbsen auslesen helfen. Es ist in dieser Composition etwas überaus Kind- 
liches und Gemüthvolles, das ganz dem Charakter des artigen Mährchens 
entspricht; dabei sehen wir es dem holden Kinde und seinem schalkhaften 
Lächeln ar wohl an, dass sie es weiss, dass ein Königssohn ihr Liebster- 
ist, und älass, wenn sie ihre Magdkleider von sich gethan, sie in reizen- 
der Schönheit den ganzen Festball überstrahlcn wird. Wir wünschen dem
	        
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