Bilder
Geuoveth.
Tieck's
wusste, ist zerbrochen, trübsinnig schaut er in einen Spiegel, der das Bild
der verklärten Heiligen auffängt; er fühlt, wie fern er von ihr ist; verge-
bens zeigt die Alte nach dem Apfel, den die wohlbekannte Schlange nie-
derreicht. Der Spiegel wird dem G010 von einem Amor entgegen gehalten;
wir erkennen diesen an der Binde; seine Flügel gleichen den Schmetter-
lingstlügeln, aber sie enden mit Krallen, wie die Flügel der Fledermäuse,
und statt des hübschen Pfauenaugcs ist ein Todtenkopf darauf gemalt.
Auf einem Zweige über dem Golo sitzt ein genäschiges Eichkätzchen; über
der alten Gertrud nistet eine Spinne. Zwei Medaillons im Obertheil der
Seitenräume, Episoden des Gedichts enthaltend, vollenden den Kreis der
angedeuteten Hauptmomente.
2. Der Geist des heil. Bonifacius in der Kapelle, in welcher Siegfried
vor seinem Zuge gegen die Sarazenen das heilige Abendmahl nimmt. „Der
Dichter (heisst es in den erläuternden Bemerkungen) lässt diese hochehr-
würdige Person die Handlung eröffnen und schliessen, und in dem sieben-
jährigen Stillstande derselben mit salbungsvoller Belehrung dazwischen
treten. . Der Heilige, der uns aufmerksam macht auf das, was im Hin-
tergrunde vorgeht, deutet auf eine vergangene Geschichte hin, an der er
sich wohl selbst erbaut haben mag." So steht er da, wie es dem Chorus
ziemt, ernst und feierlich, mit Schwert und Palme, mit der Bischofsmütze
und den langen, grossen Falten der Casula, jenen Bildern auf alten Grab-
steinen zu vergleichen, welche uns in der geheimnissvollen Dämmerung
der gothischen Kirchen schöne heilige Legenden zu erzählen wissen. Der
Hintergrund stellt eine gothische Kapelle dar, von einer einzigen Lampe
erleuchtet, deren Schein der hereinbrechende Morgen verdrängt. Zur Lin-
ken Siegfried mit seinen Vasallen vor dem Hochaltar, das Abendmahl
empfangend. Zur Rechten drei Männer, Wendelin, Grimoald, Benno,
welche den bildlich dargestellten Martertod des heil. Sebastian beschauen;
charakteristisch ist besonders die Stellung des argen Benno, der, den Mantel
über die Scüllter geschlagen, die linke Hand in die Seite stützt und mit
der Rechten das Kinn fasst, indem er mit dem trocknen Zweifelgeiste eines
gemüthlosen Lesers "heiliger Geschichten" meint:
Wer weiss, ob Alles sich so hat begeben.
3. Golo hört den Hirten Heinrich das Lied singen:
Dicht von Felsen eingeschlossen,
Wo die stillen Bächlein gehn u. s. w.
Vorn sitzt Heinrich und singt, auf seinen Hirtenstab sich stützend, un-
schuldig zum Bilde heraus; Dietrich, sein Freund, sitzt neben ihm und
bläst auf der Schalmei, „ als ob es eben so recht wäre." Neben ihnen
lehnt Golo an einem Zaun, eine kräftig blühende Jünglings-Gestalt; das
Haar fällt wellig auf die Schultern herab; er stützt das Kinn in seine linke
Hand und blickt trübe vor sich nieder. Er meint, es sei das Lied, was
ihn so traurig gestimmt hat; nein trübseliges Lied, sagt er, und höchst
klägliche Weise, die sich meines Ohres so leise bemeistert hat, so mein
Herz überirältigt, dass ich mich kaum der Thränen enthalten kann." Aber
wir wissen besser, als er selbst, was in ihm vorgeht; es ist das Verhäng-
nissvolle dieses Tages, da. sein Herr ihm die Obhut der Burg und seiner
holden Gemahlin anvertraut; es sind die Geister des künftigen Unheils,
die in ihm aufsteigen; es ist die Ahnung seines eignen grannvollen Endes,
da die Worte des Liedes an ihm selbst zur Prophczeihung werden. So oft