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Berichte, Kritiken,
Erörterungen.
verschiedenen Künstlern ausgeführt und von sehr verschiedenem Wcrthe.
Da sie jedoch, soviel wir wissen, zu den ersten Versuchen der Freske-
malerei in München gehören, so dürfen wir hierauf, wie auf die theilweise
Verdumpfnng der Farben kein zu grosses Gewicht legen. Einige sind im-
mal-hin als bedeutende Leistungen zu bezeichnen. Ein Umstand indess ist
dem Berichterstatter bei der Betrachtung dieser Gemälde aufgefallen,
derselbe, welcher ihm schon häufig bei der Anschauung historischer Dar-
stellungen (in Kupfern zu geschichtlichen Werken u. a. m) befremdlich
war, dass nemlich in ihnen nicht sowohl charakteristische ethische
Monumente, in denen sich das innere Leben der Zeit spiegelt, als viel-
mehr jenes ällssere Schaugepränge der Geschichte: Belehnungen, Krönun-
gen, kirchliche Trauungen, Kampfscenen u. s. w. vorgeführt sind. Hier
blieb dem Künstler wenig mehr übrig, als wohlgefällig zu ordnende Grup-
pen, effektvolle Stellungen und historische Genauigkeit in den Kostümen.
Nur in Einem Bilde vornehmlich finden wir einen tieferen Inhalt. Dies
ist die Darstellung des Sieges, welchen Kaiser Ludwig der Baier über
seinen Gegner Friedrich von Oestreich bei Ampfing im Jahre 1322 erfocht.
Hier hat der Maler (Hr. Hermann) über die Gestalt des besiegten Friedrich,
welcher gefangen vor seinen Gegner geführt wird, eine wundersame ritter-
liche Poesie, zugleich mit einer leisen Andeutung geringerer Kraft ausge-
gossen, während die Gestalt des bairischen Fürsten mehr das Recht der
Stärke personitieirt. Wir begreifen den Vorgang, wir fühlen seine innere
Nothwendigkeit, aber unser Interesse ist ein tragisches, es gilt dem be-
siegten Helden. Diesen historischen Darstellungen gegenüber, in den
dreieckigen Feldern zwischen den offenen Bögen, sind allegorische Figuren
des Krieges, der Jagd, der Frömmigkeit, des Reichthums u. s. w. ange-
bracht, unter welchen sich im Einzelnen die schönsten und würdigsten
Gestalten vorfinden; wie auch die kolossalen Gestalten der Bavaria und
der vier bairischen Flussgötter, über den schmalen Seiten des Bogenganges
grossartige Erscheinungen sind. Der zweite Cyklus, welcher sich zwischen
den Thüren des Bazars hinzieht, enthält 27 italienische Landschaften.
Diese sind mit zierlichen architektonischen Gerüsten eingerahmt; über
ihnen befinden sich Felder von rothbrauner Farbe mit ähnlicher Einrah-
mung und mit zierlichen Figuren und Gruppen nach pompejanischer Weise
geschmückt. Das Gewölbe dieses Theiles der Arkaden ist mit Zweigen
und Ranken auf weissem Grunde, mit farbigen Feldern, in denen Thier-
figuren angebracht sind, u. dergl. dekorirt. Die Landschaften, von Hr. Karl
Rottmann gemalt und im Jahre 1833 vollendet, gehören grösstentheils zu
den meisterhaftesten Erzeugnissen der neuem Freskomalerei. Das Licht,
der Glanz, die Kraft in diesen Farben. die Klarheit der Lüfte, die Durch-
sichtigkeit der Gewässer, der zarte Duft über den Fernen, die grandiosen
Formen der Bergzüge, die höchst glückliche Gcsammt-Anordnung, alles
dies ist nicht wohl mit Worten zu schildern; unsre Bewunderung steigert
sich, wenn wir an die schwierige Technik der Freskomalerei denken,
welche durchaus nur eine stückweise Vollendung des Gemäldes erlaubt.
Unter den vorzüglichsten nennen wir die Ansicht von Trient, Perugia, der
römischen Campagna, des Lago di Nemi, von Terracina, des Golfes von
Biljßß, von Palermo, des Aetna, des Theaters von Taormina, von Messina,
Reggio, u. s. w. Mit grösstem Bedauern haben wir bemerkt, dass diese
unvergleichlichen ltieisterwerke an diesem offenen Orte mehrfachen Ver-
derbnissen ausgesetzt sind; bei mehreren sind die Farben, vornehmlich im