Bilder
Tieck's
Geuovefa.
Bilder
Genovefa,
Tieck's
Zll
VOI]
Führich.
Joseph
(Gesellschafter
Beiblatt
1832,
Wenn wir die Gestalten, welche Führich uns in seinen Bildern vor-
überführt und zu denen wir uns auf eigne Weise hingezogen fühlen, näher
und aufmerksamer betrachten, so erkennen wir in ihnen bald alte und liebe
Bekannte; es ist der deutsche Charakter, dessen Stempel ein jedes seiner
Bilder trägt. Sie sind deutsch-fromm und ernst, deutsch-tiefsinnig und
kindlich, deutsch-phantastisch und auch der deutsche Humor klingt zu-
weilen mit hinein; Richtungen, die wir aus den Bildern z. B. von Al-
brecht Dürer gar wohl kennen. Und wenn die Gestalten, welche aus dem
Gemüth des wahren Künstlers hervorgegangen sind, für einen solchen
aber halte ich Joseph Führich wie in einem klaren Spiegel sein Inneres
erschauen lassen, so müssen wir dem Zeichner der oben genannten Bilder
in herzlicher Liebe gewogen werden.
Führich hat, soviel mir bekannt, vor den neuerdings erschienenen
Bildern zur Genovefa folgende Gegenstände herausgegeben, welche sämmt-
lich, so wie auch jene, bei P. Bohmann's Erben zu Prag (der Heimat des
Künstlers) erschienen sind:
Das Gebet des Herrn, 9 Blätter, von dem Künstler selbst leicht
un_d sicher radirt, mit erläuterndem Text von Anton Müller, k. k. Professor
der Aesthetik an der hohen Schule zu Prag. Das erste Blatt ist eine
Tafel, auf welcher sich die Inschrift des Titels befindet, nach Art eines
gothischen Portals von einfachen Zierraten und verschlungenen Zweigen
umgeben, von denen kleinere Bilder eingeschlossen werden. Diese ein-
zelnen Theile des Rahmens, meist Scenen aus dem Leben Christi enthal-
tend, geben gewissermaassen eine Inhaltsanzeige der folgenden Blätter.
Unter der Inschrift ist eine spitzbogige Nische mit dem Brustbilde des
Künstlers, welcher den Blick fromm nach oben richtet; in der Rechten
hält er den Zeichnenstift, in der Linken eine kleine Tafel, darauf die
Buchstaben OAMDG stehen, „Omnia ad majorem dei gloriam".
Diese Worte scheinen Führich's künstlerischen Bestrebungen als leitender
Waltlspruch zu dienen: wir finden eine Tafel mit denselben Buchstaben auf
dem letzten Blatt der Genovefa wieder. Die folgenden Blätter stellen ein
jedes eine einzelne der Bitten dar, stets den Sinn derselben auf eine tief-
gefühlte poetische Weise lösend; es sind symbolische Darstellungen, aber
das Symbol ist Leben geworden. Die Beschreibung eines Bildes möge
die der andern vertreten: „Dein Reich komme". Eine kalte Winter-
landschaft, heftiger Wind. Ein alter Kapuziner reitet auf einem Saumthier,
die Monstranz in seinen frosterstarrten Händen; er will einem Sterbenden
das letzte Mahl bringen. Der Sakristan, mit einem Glöcklein lautend, zieht
das müde Thier durch den Schnee; vielleicht ist es der Bauer selbst, dessen
WVeib in dem fernen Dorfe, dahin der Weg führt, krank liegt. Der Wandrer
im Vorgrund hat sich auf das Knie geworfen und schlägt seine Brust; sein
Haar flattert im Sturm. Ich glaube, er strebte nach fernen, wärmeren
Ländern; da ist ihm hier in der kalten, unwirthbaren Wüste ein andrßS
Lieht aufgegangen. Denn das Reich des Herrn ist nicht von dieser Welt.
Der wilde Jäger, 5 Blätter, nach dem Bürgefßßllßll Gedicht glei-
ches Namens, radirt von Anton Gareis, ebenfalls mit kritischen Aufsätzen