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B erichte,
Erörterungen.
Kritiken,
vierte Bild giebt eine Ansicht des Römerberges, des Schauplatzes einstiger
Kaiser-Herrlichkeit.
Das zweite Heft enthält vier Ansichten von VWürZburg. Auch hier
gewährt die erste, welche einen Gesammt-Ueberblick der Stadt giebt, ein
reiches, reizendeg Bild. Von dem rebenuxnkränzten Steinberge, wo der
köstliche Steinwein wächst, blickt man auf das gesegnete Mainthal hinab.
Mannigfache Baumalleen führen über die Hügel und am Ufer des Flusses
zur Stadt, die sich mit zahllosen Thürmen und mächtigen Kuppeln in der
Ebene hinbreitet. Ausser den Kirchen markirt sich hier als bedeutendstes
Gebäude vornehmlich die hochgelegene fürstbischöfliche Residenz mit ihren
Pavillons. Eine Brücke in schön geschwungenen Bogen und mit Statuen
reichlich geschmückt, führt nach der Altstadt hinüber, die von der Gita-
delle Marienberg gekrönt wird. In der Mitte zwischen beiden Theilen der
Stadt blickt man den Lauf des .,silberhellen" Mainstromes empor, bis er
sich, an verschiedenen reichen Ortschaften vorbei, in den südlichen Bergen
verliert. Ein Blick, welcher südliche Anmuth und Heiterkeit mit den
ruhigen nordischen Linien glücklich verbindet. Die fürstbischötliche
Residenz (berühmt vornehmlich durch ihr prachtvolles Treppenhaus und
ihre weitgebreiteten Keller) sehen wir in grösserer Ansicht auf dem zwei-
ten Bilde des Heftes. Das dritte giebt eine Ansicht der Liebfrauen-
Kapelle in zierlichst gothischem Styl. Die Süd- und Westscite, die auf
das Sauberste, wie ein kostbares Schaustück, in den Portalen, den Fenster-
stäben, den Strebepfeilern mit ihren Statuen und Thürmchen, der Dach-
brüstung und dem achteckigen Thurme ausgeschnitzt ist, wendet sie dem
otfnen Marktplatze zu, darauf Käufer und Verkäufer sich in anmuthigster
Verwirrung durcheinander bewegen. Das vierte Bild führt den Beschauer
in die Domstrasse, die durch die alterhümlichen Thürme des Domes be-
grenzt wird; eine feierliche Procession zieht die Strasse herab.
Die sechs Blätter der drei folgenden Hefte sind der sehr werthen alten
Stadt Nürnberg gewidmet. Auch hier beginnt die Reihe der Ansichten
mit einem Gesammtüberbliek, der, von der nordöstlichen Seite aus aufge-
nommen, die Physiognomie der Stadt von ihrer schmalsten Seite, in mög-
lichster Vereinigung der verschiedenartigen Theile, vorlegt. Das folgende
Bild enthält einen Niederblick von dem Thurm der Lorenzkirche auf die
merkwürdigsten Gebäude, unter denen sich die Marienkirche, das Rathhaus
und die Sebalduskirche besonders auszeichnen; das Ganze wird von der
höher-gelegenen Burg gekrönt, die sich hier in ihrer Breite vollkommen
auseinander stellt. Des höchsten Lobes würdig ist das folgende Blatt,
welches, in Einem grösseren Bilde, die St. Lorenzkirche darstellt. Wem
ist das herrliche Gebäude mit seinen festen, ich möchte sagen kriegerischen
Thürmen, die erst in ihrer Spitze leichtere Verhältnisse annehmen, mit
dem reichgeschmückten Portale, welches jene Thurme zu beschirmen schei-
nen, und mit dem prachtvollen Rosenfenster über dem Portale, nicht be-
kannt? Wer emptindet bei diesem Anblicke nicht den eiggnthümllch an-
muthigen Contlict, den hier die strengere nordöstliche Bauweise mit den
überströmenden Formen rheinischer Lebenslust, die wir an den Domen
von Cöln, Strassburg, Freiburg u. s. w. bewundern, hervorbringt! Mit
grösster Strenge ist in diesem von Ernst Rauch gestochenen Blatte das
reiche Detail der Architektur durchgearbeitet und doch dem Ganzen eine
wohlthätig klare malerische Wirkung verliehen.
Das vierte Heft giebt sechs kleinere Ansichten von Nürnberg. Zuerst