Ornamentenbuch für
Architekten, Dekorations-
Stubenmaler etc.
und
105
stellt, meisterlichst gearbeitet, das trügliche Freundschaftsbiindniss dar,
welches die Katze mit dem Fuchs eingeht. Im fünften Blatte sieht man
eine Menagerie ausländischer Thiere, am Waldsaume lagernd: Affen, Pa-
pagayen und den majestätischen König der Thiere, der hinter dem Eisen-
gitter seine mächtige Stimme erhebt und dem der Fuchs fein höfliche
Worte zuspricht. Das sechste Blatt endlich zeigt die Kuhweide des Dorfs
und die Mägde und den Hirten, der sich an seine Lieblingskuh lehnt.
Das Gedicht bewegt sich in gemüthlicher Behaglichkeit durch alle
kleinen Details des Naturlcbens, scheint zuweilen jedoch auch (wie es ja
auch vom alten Reineke Fuchs gesagt wird) allegorisehe Deutungen zuzu-
lassen, wie sich z. B. die folgende sechzehnte Strophe des zweiten Ge-
sanges auf anderweitige ästhetische Angelegenheiten beziehen dürfte:
Es ist des Bösen Meistergriff,
Durch einen leeren Schaubegriü,
Abstractum oder Ideal,
Zu stürzen uns in Leid und Qual;
Nachher, wann er uns aufgehetzt,
In heffge Leidenschaft versetzt,
Dass, eh' der Streit durchaus geschliohtet,
Man vielen Schaden angerichtet,
Damit wir späte Ren eumpünden,
Zuletzt ein Licht uns anzuzünden.
U. s. w.
Ornamentenbuch zum praktischen Gebrauche für Architek-
ten, Dekorations- und Stubenmaler, Tapetenfabrikanten
u. s. w. von C. Bötticher. 2te Lieferung (aus 6 Blättern in farbigem
Steindruck bestehend). Berlin, 1834. Verlag von George Gropius.
(Museum
1834,
Auch die neue Lieferung dieses Werkes enthält die schätzenswerthe-
sten Muster für Kunsthandwerk der mannigfaltigsten Art. Auf dem ersten
Blatt sind verschiedene musivische Muster mitgetheilt, einfachere und
reicher zusammengesetzte, in schöner harmonischer Zusammenstellung der
Farben. Das zweite Blatt enthält sechs wohlstylisirte Muster für Scha-
blonendruck, die ein edles und gereinigtes Formengefühl kund geben
und vielfache Anwendung finden können: Herr Bötticher scheint uns be-
sonders glücklich in der Stylisirung der Pflanzenformen und in der räum-
lichen Vertheilung ihrer grösseren und kleineren Massen, Was beides. S0
leicht es auf den ersten Blick erscheinen mag, gleichwohl nur in Folge
besonderen Talentes und sorglichster Uebung ähnlich zu erreichen sein
dürfte. Das dritte Blatt giebt das Muster einer Wachstuch decke, ein
reizendes Spiel anmuthiger Formen, bei denen die strenge und entschie-
dene Form des einzelnen durch den steten Wechsel der Farben, von Lila