Hainrich
Theodor
V01!
Schön
Ruth
und Boas.
101
Heinrich Theodor von Schön. Nach einer Zeichnung von J,
gest. von Eduard Eichens. Berlin 1834. Brustbild von etwa
Breite und 91A Zoll Höhe.
wom
8 Zoll
(Museum
1834, N0.
In edler männlicher Haltung ist der würdige Staatsmann hier aufge-
fasst, Gesicht und Blick ein wenig, wie nachsinnend, zur Seite gewandt;
lebendig und bedeutend tritt die Goethe-Form des Kopfes aus dem Grunde,
der eine Aussicht auf Marienburger Architekturen darstellt, hervor. Was
uns aber zunächst an diesem Blatte interessirt, ist die tretiliche Arbeit des
Kupferstechers. Wir bemerken hier eine ungemein reine, bestimmte und
geistreiche Führung des Grabstichels, welche das Leben der einzelnen Form
fühlt und eine 891117881168 Moüellirung hervorbringt. Doch nicht Model-
lirung allein, auch die leise Abstufung der Farbentöne glauben wir wahr-
zunehmen; dies scheint uns besondrer Erwähnung werth, da der Kupfgp-
stecher an den Stellen, wo veränderte, feinere Stiichlagen und Gigenthüm-
liche Anwendung kleinerer Striche und Punkte nöthig wurden, glücklich
jene unharmonischen grauen Töne vermieden hat, die bei Andern nicht
selten störend werden. Kräftig, aber ohne allen überflüssigen Glanz, sind
die Kleidungsstücke, namentlich der Pelzbesatz des Oberrockes behandelt.
Die Erscheinung dieses schönen Blattes ist um so erfreulicher, als
Arbeiten der Art, bei der Ueberfülle an Lithographieen, nur so höchst
selten vorkommen. Sie ist cin Zeugniss, dass es auch bei uns nicht an
gediegenen Talenten fehlt, um diese edelste Gattung der nachahmenden
Künste in ehrenhafter Ausübung zu erhalten.
Ruth
und
Boas.
Frie d r.
sculp.
Ove rb eck del.
Neustrelitz 1834.
Ferd.
Busch eweyh
(Museum
Dies Blatt ist das neuste Beispiel von Overbeelfs edler und sinniger
Compositionsweise, welches durch Ruscheweyhk Stichel unserm Norden
vorgeführt wird. Es ist eine einfach ansprechende Scene: die Jungfrau
unter den Schnittern, in edler Gestalt erhaben, während jene gebückt mit
ihrer Arbeit beschäftigt sind, und seitwärts auf einer Anhöhe der würdige
Herr des Feldes und der Diener, der ihn auf die Aehrenleserin aufmerk-
sam macht; letzterer eine sehr anmuthige Gestalt, an die zarten Jünglinge
auf Raphaels Jugendbildern erinnernd. Im Hintergrunde eine mannigfach
gebildete Landschaft. Die Scene ist genreartig aufgefasst, zugleich abßf
weht der Hauch einer milden, reinen Seele darüber hin, wie Wir illIl
heutzutage fast nur in Overbeck's Bildern, und hier eben wahr und ohne
schwächliche Kopfhängerei finden. Wie angemessen die alterthümlich
schlichte Manier des Kupferstechers für Gegenstände solcher Art ist, weiss
Jedermann; auch dies Blatt wird den Liebhabern Seiner SÜChC eine sehr
willkommene Erscheinung sein.