visung zur
Anw:
Architektur
Cultus.
christlichen
des
Einige Entwürfe (T. IV und V). die wir zu den besten des ganzen
Werkes zählen, sind der Anordnung italienischer Dorfkirchen nachgebildet.
Die Mauer des Unterbaues ganz einfach, nur mit ausgezeichnetem Portale,
die Schräge des Daches als genügende Begränzung nach oben (ohne hori-
zontales Gesims), und aus dem Unterbau der Thurm unmittelbar empor-
steigend und ebenso einfach gehalten.
Eine mehr künstlerische Ausbildung dieses Princips zeigt der Ent-
wurf auf T. X. Hier springt das Portal ein wenig, mit kräftigen Pila-
stern, vor und trägt einen eigenen Giebel. Letzterer (ebenfalls ohne hori-
zontales Gesims) hat die hübsche Form, die in Italien nicht selten ist,
dass nemlich die Dachschräge an den unteren Ecken in die Horizontale
übergeht, wodurch eine angenehme Ruhe zuwege gebracht wird. Aber die
mit jenem kleineren Giebel parallel laufenden Linien des Hauptdaches.
befolgen dies Gesetz wiederum nicht. Das Portal hat sonst noch Anzie-
118116881 in der Hauplform bildet es einen kräftigen wohlgegliederten Bogen
der durch die schönen Pilaster und deren Gebälk zweckmässig eingefasst:
wird; Rosetten schmücken die Ecken zwischen dem Bogen und der Ein-
fassung. Diese Anordnung ist neuerdings mannigfach glücklich angewandt;
worden; doch stehen hier die übrigen Theile des Baues mit derselben nicht
in sonderlichem Verhältniss: die Giebelgcsimse namentlich werden durch
ein schweres, barbarisches Ranken-Ornament, welches sich auf sie hinla-
gert, schier erdrückt.
Ein andrer Entwurf (T. XIX u. XX) hat wiederum eigenthümliche
Anordnung. „Er zeigt am Aeusseren Strebepfeiler. welche am rechten
Orte gebraucht und gehörig gestaltet, ebenfalls den Formen der klassischen
Architektur anzugehören sich eignen." Diese Strebepfeiler springen hier
in kurzen Zwischenräumen rings aus der MIIGY hervor; aber sie haben
nicht, wie die gothischen, eine selbständige Entwickelung; vielmehr kröpft
das weitausladende Hauptgesims um sie herum und heisst sie-geduldig (Yer
alten Schulordnung folgen. Doch abgesehen davon: Strebepfeiler haben
stets etwas imposantes: sie streben, ringen an gegen irgend einen von
innen herausströmenden Druck: ein mächtiges Gewölbe muss solchen
Widerstand hervorgerufen haben! Aber der Verfasser lacht sich über unsre
ästhetischen Schlussfolgerungen ins Fäustchen: er hat die Kirche innen
flach mit Brettern gedeckt. Zwischen den Streben laufen, im oberen Theil
des Gebäudes und unter dem Gebälk, kleine Pfeilerstellungen hin, zwi-
sehen denen die Fenster befindlich sind; eine tüchtige Anordnung, nur
nicht kirchlich. An den Ecken des Thurms steigen die Streben ebenfalls
stolz in die Höhe und dienen oben kleinen Figürchen zum Postament.
Dann folgt ein kurzes Obergeschoss, das für ein Schlossportal ganz zweck-
mässig wäre.
Zierlichere Thürme gestaltet der Verfasser auf die Weise, dass er 8111
griechisches Tempelchen über das andre setzt, jedes obere von geringer"
Grundfläche als das untere. Doch scheint uns, als ob eine solche Compo-
sition eben nichts enthalte, als einen Tempel über dem andern: ein
Thurm aber soll füglich ein Ganzes sein und ein Theil mit Nothwendig-
keit aus dem andern hervorgehen. Das Hauptbeispiel dieses „Septizonien"-
Thurmbaues enthält T. XXII; es macht sich folgender Gestalt. Zu unterst
ein grosser sechssäuliger Portikus; darüber, in der Breite der vier mittle-
ran Säulen, eine quadrate Masse mit zwei Pilastern auf den Ecken und
reichem Gebälk; darüber wieder eine Säulenballe mit _]e sechs Säulen,