Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Rheinreise, 
1841. 
lürsler 
Abschnitt. 
wandftii-berei zu erkennen ist; jenes unförmlielie Gerätli dürfte sodann den 
Färbekessel vorgestellt haben, aus welchem das eben gefärbte Gewaiidstilck 
herausgezogen worden. Die anderweitigen Beziehungen auf Gewerbe und 
Handel, die sich auf dem Monumente finden, jenes zweite zur Schau getragene 
Gewandstüeli in den Händen der als Secundinus Aventinus bezeichneten 
Person auf der Dedieationstafel, die unter den Reliefs des Frieses enthaltene 
mir-Stellung eines chemischen Laboratorilllnä (ohne Zweifel eine Färberei) 
rechtfertigen eine solche Auffassung des in Rede stehenden Reliefs; zu- 
gleich ist als weitere Unterstützung dieser Ansieht zu bemerken, dass 
'l"rier zu jener Zeit dureli bedeutende Gewandfabriken ausgezeichnet war. 
Das Relief ist indess nicht als eine genreartige Darstellung nach unsern 
Begriffen zu fassen; es war nicht die Absicht, eine einzelne, vorüber- 
gehende Scene aus dem Leben zu geben; vielmehr liegt in der WVeise, 
wie das Gewandstüek in der Mitte des Bildes dem Besehauer entgegenge- 
breitet wird, etwas entschieden Repräsentireiitles. Es war tiiibedenklicli 
die Absicht, hier, an der Hauptseite des Monumente, in gevvisser'mgigtgggn 
allgemein, gehaltenen Zügen auch dasjenige zur Schau zu stellen, worauf 
die Blütlie, der Reiclithitm, das Ansehen der gefeierten Familie be- 
gründet war. Das Bild an der Hauptseitc des Podesfs, von (lem weiter 
unten, scheint in solchem Bezuge, mit dem ebenbesprochenen zu cor- 
respondiren. 
Das Relief an der Ostseite der Attika wird ebenfalls durch Architek- 
turen als Darstellung im inneren eines Gebäudes bezeichnet. Man sieht in 
der Mitte einen Tisch; auf der einen Seite desselben eine, in einem Lehn- 
stuhl sitzende männliche Gestalt, vorübergebeugt; neben ihr eine stehende. 
Gegenüber eine an den Tisch gelehnte Person, von der man vermutheii 
darf (die Darstellung ist hier ziemlich verwittert), dass sie Geld auf den 
Tisch zähle; links neben dieser, im Vorgrund, eine vierte, welche in das 
Gemach liereinzutreten und etwas zu lesen scheint; diese letztere wie- 
derum deutlich in dem Arbeiter-Costüin. Vermuthlieh sieht man hier eine 
Conitoir-Scene, oder doch  um moderne Begriffe und speeielle Ausdeu- 
tung des nicht wohl Erhaltenen bei Seite zu lassen  eine Darstellung 
welche die Ordnung und Verwaltung eines Geschäftsbeti-iebes zum Q9950; 
stande hat.  ' 
Die Darstellung auf der Nordseite ist mythisch-symbolischer Art, doch 
auch sie in nicht minder deutlichem Bezuge auf die Verhältnisse des bür- 
gerlichen Geschäfts. Auf JGClGT Seite desselben steht ein Greif in grossei- 
Dimension mit emporgerecktem Halse; zwischen den Greifen ein nackte,- 
Jüngling in lebhafter, drohend bewegter Stellung, fast als 0h er Sie mir 
Heftigkeit am Zügel führe. Die Greifen aber sind im griechischen ivivihus 
die Hüter des Goldes, welches ihnen die bei den Hyperboreern wohnen- 
den Arimaspen in mülisamem Kanipfe abringen. Es ist hier Somit die 
Andeutung eines gewinnreichen Erwerbes gegeben, dessen Förderung aber 
nicht ohne Mühen und Sorgen gelungen War; wie dies Letztere auch die 
Geberde jenes Jünglings erkennen lässt, obgleich in demselben kein ein- 
äugiger Arimaspe dargestellt ist. (Auffallend sind die bildnerisclien Miss- 
verhältnisse in dem Körper dieses Jünglings, dessen oberer Theil bade"- 
tend Schmaler als der untere erscheint.) Noch ist zu bemerken, dass in 
den GYßifen zugleich ein besondrer Bezug auf das darüber befindliche 
Apollobild erkannt werden muss; geniäss der hyperboreisclien Herkunft 
des Apollo, die sieh in der antiken Mythe findet, waren sie diesem Gotte
	        
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