Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

römische 
l. Das 
Denkmal 
Igel. 
sehr geneigt, dies Gewandstück mit dem auf dem Hauptfelde der Attika 
(vergl. unten) parallel zu stellen und gleich dem letzteren als ein zur 
Schau getragenes Zeichen des Geschäftsbetriebes, der die Blüthe der Fa- 
milie begründet, zu erklären. Hiermit würde auch die nicht feierliche, fast 
möchte ich sagen: werkmeisterliche Kleidung der in Rede stehenden Per- 
son sehr wohl übereinstimmen. Ich möchte, noch näher bestimmend, hin- 
zufügen, dass auf diesen Secundinus Aventinus etwa die Sorge für den 
eben angedeuteten Geschäftsbetrieb übergegangen war, während sich auf den 
jungen Secundinus Securus, der dem Verstorbenen näher stand, höhere 
Würden vererbt zu haben scheinen. 
Ich erwähnte bereits. dass nicht bloss die Inschrift und die eben be- 
sprochene Dedicationstafel die Bestimmung des Monuments als ein Grab- 
denkmal aussprechen, sondern dass auch die Bekrönung, die sich über der 
schlanken Spitze des ganzen Werkes erhebt, dieselbe Bedeutung hat. In 
ihr ist dieser Begriff in einer symbolischen Fassung ausgedrückt. Zugleich 
steht derselbe nicht vereinzelt für sich da; vielmehr ist die darin enthal- 
tene Beziehung auf Unsterblichkeit mit andern Beziehungen auf Natur- und 
Menschenleben eigenthümlich sinnreich zu einem grösseren Gedankenkreise 
verbunden, in einer Weise, dass uns hier der Gesammtinhalt aller übrigen 
Bildwerke, die vielgegliederte Bedeutung derselben, in ihren Grundzügen 
eng verbunden entgegentritt. Das Verdienst der geistvollen Erklärung der 
sämmtlichen Theile der Bekrönung und ihres gegenseitigen Zusammenhan- 
ges kommt vornehmlich Sch0rn1) zu; ich kann hiebei nur den Angaben 
meines, der Wissenschaft leider allzufrüh entrissenen Freundes folgen. 
Es ist bemerkt worden, dass die Spitze des Monuments durch ein 
Kapital abgeschlossen wird und dass von diesem eine freie Sculptur ge- 
tragen wird. Die Haupttheile der letzteren bestehen aus einer grossen 
Kugel, über welcher sich die Reste eines Adlers erheben; mit halbentfal- 
teten Flügeln scheint dieser so eben im Begrlti", sich von der Kugel em- 
porzuschwingen. Der starke Schwanz des Adlers steht allein noch mit 
der Kugel, und zwar mit ihrer hinteren Sßlie. 1Il Verbindung; seine Vor- 
deransicht ist der Südseite zugewandt, derselben, an welcher sich die In- 
schrift und die Dedicationstafel belinden. Kopf und Hals des Adlers sind 
nicht mehr vorhanden. An seiner Brust geht zu beiden Seiten eine Dra- 
periß herunter, und unterhalb dieses Gewandes sieht man die unteren 
Theile eines menschlichen Körpers, Zärtgebildete Beine im Charakter des 
früheren Jünglingsalters, in schwebender Stellung, erhalten; die übrigen 
Theilg dieser Gestalt sind leider zerstört. Offenbar war hier ein zarter 
Jüngling vorgestellt, der von dem Adler emporgetragen ward, somit un- 
zweifelhaft kein andrer, als Ganymed, den der Adler des Zeus zu den 
Wohnsitzen der Götter enlfühflez) ES versteht sich aber von selbst, dass 
1) A". a. O. S. 277 E. Ich nehme keinen Anstand, hier und da. Schorn's 
eigene Worte z" Wiederhülen-  2) Es ist fast unbegreiflich, dass man seither 
in dieser obersten Gruppe entweder nur einen Adler, oder, nachdem man jene 
Dmperie und die Thelle Blues menschlichen Körpers entdeckt haben mochte, 
dennoch in ihr nur ErnenGßstßlt, einen geflügelten Genius, eine Fama oder der- 
gleichen, erkennen zu musseu glaubte, Es bedurfte nicht der Gerüste, durch 
deren Benutzung die erste richtig? Darstellung in dem Zumpftschen Modell und 
in Osterwelrfs Blättern gegeben lSt; schon ein scharfes Auge oder die Hülfe 
eines mässigen Fernglases, führt zur Erkenntniss dessen. was auf dem Gipfel des 
Monumeutes dargestellt ist. Noch 1st zu bemerken , dass seltsamer Weise an
	        
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