November
1853.
T37
kleines Benedictiner-Nonnenkloster, gegründet _in der letzten Hälfte des
elften Jahrhunderts 1). Das vorhandene Kirchlem war in der spätestroma-
nischen Zeit begonnen und der viereckige Chor (ohne Absis) mit dem
QuerschiH und dem Thurm über dem Mittelfelde des letztern in dem Style
dieser Zeit ausgeführt; das Schiff war 1m frühgermanischen Style hinzu-
gefügt. Der Chor und das (durch Mauern abgeschlossene) Mittelfeld des,
Querschiifes sammt dem Thurme stehen nQCh, 318 Kirche des Oertchens
dienend; von dem Uebrigen sind nur geringe Reste vorhanden; in den
Nordtlügel des Querschiiies ist ein Haus hineingebaut. Jene Spätl-Qmani-
sehen Theile sind höchst elegant behandelt, was, bei dem kleinen Maasse
der Gesammtverhältnisse, einen doppelt zierlichen Eindruck hervorbringt.
Die Rundbogenfriese und die Lissenen sind fein und geschmackvoll pro-
iilirt, ebenso die Basamentc. Die Kämpfcrgesimse der Kreuzpfeiler ent-
sprechen ganz den Gesimsen des Wormser Domes, doch sind auch sie fein
behandelt; überhaupt scheint die Architektur des Domes von Worms hier
in mannigfacher Beziehung als Vorbild gedient zu haben. Die grossen
Bögen, welche über den Kreuzpfeilern den Thurm tragen, sind breit spitz-
bogig, schon im Gepräge des Uebergangsstyles. Die Gewölbe des Innern
sind etwas später. Von den frühgermanischen Theilen sind nur wenig
Reste erhalten, In eine rohe Mauer aus später Zeit, die dem ursprüng-
lichen Raume des Mittelschifles nach der Seite des südlichen Seitenschiffes
hin eine grössere Breite gegeben hatte, ist ein zierlich spitzbogiges Portal,
im völlig frühgerrnanischen Charakter eingesetzt. Alle diese Anlagen ge-
hören dem dreizehnten Jahrhundert an; doch fehlt es gerade aus dieser
Zeit an allen Nachrichten zur Geschichte des Klosters, so dass bestimmte
Daten über den Bau nicht anzugeben sind. Man kann nicht sagen, dass
diese kirchlichen Reste, an die sich die wirthschaftlichen Bedürfnisse der
Umwohner heran- und hineingebaut haben, sonderlich ehrenvoll gehalten
seien. Dafür sind ihnen indess bis jetzt alle Leiden einer schulgerechten
Restauration erspart, ist ihnen das Beste, ihre alterthümliche Naivetät,
unverkümmert erhalten geblieben. Das grüne Gesträuch der kleinen
Gärten schmiegt sich den alten Ruinen vertraulich an, und der alte Thurm
mit seinen acht Arkadenfenstern und den Gesimsen über diesen ragt mit
der Würde eines dörflichen Schutzpatrons über die Dächer der Häuser und
Ställe zu seinen Seiten empor. Vielfach giebt das Ganze, wenn man von
den Höhen auf den Ort zurückblickt, das reinste Bild, dessen Benutzung
klugen Architekturmalern bestens empfohlen sein möge.
Ein Paar Stunden von Dürkheim, gen Nordwest ins Gebirge hinein,
liegt Hö nin gen, ehemals ein Augustiner-Mönchskloster, jetzt ebenfalls ein
kleines Dörfchen. Das Kloster wurde 1m Jahre 1120 gestiftet. Um die
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts war dort, wie aus einem Ablassbriefe
des Bischofes Arnold von Semigallien vom Jahre 1255 hervorgeht, eifrige
bauliche Thätigkeit. Im Jahre 1569 brannte das Kloster ab 2). Von der
Kirche des Klosters sind nur noch wenig verbaute Reste vorhanden. Aus
einigen, ihrer westlichen Hälfte zugehörigen Stücken geht hervor, dass es
1) F. X. Remling, Urkundl. Geschichte der 95mm] Abt d K1"
jetzigen Rheipbayern, 1., S. 168. 2) Remling, 1a. O, 11 es? 3711;. J oäte; all?
mann, Geschlchtl. Gemälde aus dem Rheinkreiso Bayeräxs S. 81. A
Kugler, Kleine Schriflen. II. , U 47