November
1853.
rend die der westlichen Theile den umfassenden Restaurationen, welche das
vorige Jahrhundert herbeiführte, angehören und eine mordern korinthischc
Form haben.
Die kolossale Krypta zeigt noch ganz die strenge, hoch alterthümliche
Beschaffenheit. Das Würfelkapitäl ihrer Säulen hat eine hohe, charak-
teristisch ausgeprägte Form; die Basen derselben haben eine entschieden
attische Gliederung.
Das Aeussere des Domes ist geblieben, wie ich es in jungen Jahren
manches Mal, wenn ich Speyer besuchte, mit fast scheuem Staunen be-
trachtet hatte. Auf den seltsamen Vorbau aus der Spätzeit des vorigen
Jahrhunderts, auf die Wände des gestreckten Langhauses, von denen wie-
derum (trotz der Nachbildung des alten Systems) nur Weniges als der be-
stimmte Rest alter Zeit erscheint, folgt der alte Bau des Querhauses, der
in seiner Totalität einen überaus mächtigen Eindruck, fast wie ein Fe-
stungsbau, hervorbringt, während seine Einzeltheile den romanischen Styl
vor Allem in reichster und prachtvollster Entfaltung, mehrfach auch, bei
aller eigenthümlichen Strenge der Behandlung, mit jener merkwürdigen
Durchbildung klassisch antiker Elemente verbunden zeigen, die am Schlusse
der romanischen Epoche nicht ganz selten eintritt. Dahin gehören die Fen-
ster des Querhauses, deren Einfassungen mit Säulen, Rundstäben, Karnie-
sen, Ornamentbändern auf das Mannigfaltigsie gegliedert und neben ächt
romanischen Formen zugleich mit vollkommen ausgebildetem Akanthus-
blattwerk geschmückt sind, der Art, dass ihnen an edler dekorativer Pracht
wenig andre Fenster-Architekturen aus der Epoche des romanischen Styles
an die Seite zu setzen sein möchten. Dahin gehören ebenso die Kranz-
gesimse, die auf der Südseite das einfachere romanische Gepräge dies
jedoch wiederum in sehr edler Gestaltung tragen, auf der Nordseite
aber, in Gliederung und Ornamentik, eine unmittelbare und, wenn ich
mich so ausdrücken darf, eine studienmässige Nachahmung antiker Formen
erkennen lassen. Auch an der äusseren Dekoration der Altarnischc, in
acht schlanken Halbsäulen und Bögen bestehend, die gegen die ideine
offene Arkadengallerie emporsteigen, welche hier, wie an allen übrigen
Theilen des Domes, unter dem Kranzgesimse hinläuft, ist ein gewisses
antikisirendes Element wahrzunehmen, hier jedoch in einer wesentlich
abweichenden Behandlung. Die letztere hat hier, wie namentlich aus den
sculptirten Thoilen, z. B. den Blätterkapitälen der Halbsiiirlen (wo solche
angewandt sind), zu ersehen ist, jenes noch immer primitive, naiv tradi-
tionelle Gepräge, welches entschieden der früheren Epoche des romani-
schen Styles angehört. Manches von diesen Details erinnerte mich lebhaft
an die Behandlungsweise, die an den entsprechenden Theilen der früh-
romanischen Schlosskirche von Quedlinburg ersichtlich wird. Die Basen
der Halbsäulen haben eine rein attische Gliederung, bei einigen auch
sehr merkwürdig die der antiken ionischen Basis, beiderseits mit Knaggeu
(statt der späteren romanischen Eckblätter) an den unteren Pfühlen.
Das mehrfach gegliederte Basament der Chor-Absis hat mit dem der Flügel
des Querhauses einige Verwandtschaft, doch mit dem Unterschiede, dass
es an der Chor-Absis einfacher gehalten ist und hierin die Wellenform
vorherrscht, Während an den Basamenten des Querhauses das Karnies die
vorherrschende Form bildet. Die Verwandtschaft dieser Basamente deutet
darauf hin, dass die Grnndanlagc des Aeusseren der Absis und die des
(Juerhauses der Zeit nach nicht gar fern auseinander-liegen, während am