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und
Berichte
Kritiken
und mit einer naiven Kritik besser übereinstimmen, wenn wir die Eigen-
schaft der Stadt Limoges als eines Hauptfabrikortes für diesen Zweig der
Kunstindustrie, und schon für die in Rede stehende mittelalterliche Zeifi
immerhin anerkennen, dabei aber auch zugestehen, dass diese einfache
und, wie der Verfasser selbst bestätigt, nur selten durch ein besondres
Kunstverdienst ausgezeichnete Technik ebenso gut auch an andern Orten,
und zum Theil vielleicht in nicht ganz unerheblichem Umfange, geübt
sein möge.
Den allgemeinen Entwickelungsgang der Limousiner Emailarbeiten für
die in Rede stehende Epoche, abgesehen von vielen Einzel-Ausnahmen
und diesen oder jenen Besonderheiten, bezeichnet der Verfasser (p. 40) mit
folgenden Worten:
„Die Figuren ernaillirt, das Nackte farbig, der Grund durch das ver-
goldete Metall gebildet, elftes und zwölftes Jahrhundert.
„Die Figuren zur Hälfte emaillirt, zur Hälfte ausgespart, das Nackte
weiss, Ende des zwölften Jahrhunderts.
„Die Silhouette der Figuren im Metall ausgespart. ihre Details durch
gravirte Linien angegeben, der Grund Email, zuerst grünlich, blau und gelb,
hernach ein glänzendes Azurblau, Anfang des dreizehnten Jahrhunderts.
"Uebereinstimmung der Emaillen, was ihre Tinten betrifft, während
der ganzen Zeit des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts; wobei die
Unterschiede der Epochen nur nach dem Charakter der Zeichnung und
der Sicherheit des Stiches festgestellt werden können. Für die, bei Reliefs
angewandten Emaillen dient die Ciselirung als Wegweiser."
Im dreizehnten Jahrhundert taucht der Name eines Limousiner Meisters
dieses Kunstfaches auf, indem ein im Louvre befindliches Ciborium, mit
acht Apostel- und sechzehn Engelgestalten geschmückt, die Inschrift trägt:
Magister G. Alpais me fecit Lemovicarum. (d. L., p. 47, N0. 31). Ein
individuell künstlerisches Element macht sich indess nicht weiter geltend,
vielmehr gewinnt das ganze Fach nur mehr und mehr den Charakter eines
handwerklich industriellen Betriebes, lange Zeit hindurch, wie angedeutet,
auf gleicher Stufe beharrend. Auch war es die nur handwerkliche Ver-
wendung der Emailfarben, ihre Unfähigkeit, in solcher Weise zur Hervor-
bringung wirklich künstlerischer Zwecke zu dienen, was dahin führte, dass
man in der Darstellung der Figuren der Farbe ganz entsagte und hier ein-
fach den Grabstichel-vorwalten liess.
Nachdem der Verfasser die Emauz en taille düäpargne besprochen, die,
ihrem wenig werthvollen Stoffe entsprechend, in grösserer Anzahl erhalten
sind (87 Nummern in der Sammlung des Louvre), geht er auf die andern
Gattungen der Emailmalerei über, die theils gleichzeitig mit jenen, theils
einer nächstfolgenden Zeit angehörig, auf kostbaren Stoffen auf Gold
oder vergoldetern Silber ausgeführt wurden, deren häufiger Anwendung
in gleichzeitigen Urkunden gedacht wird, von denen aber nur eine geringe
Anzahl von Beispielen erhalten ist. Dies sind zunächst die nielloarti-
gen Emaillen (Emaua: de Niellure), in denen die gravirteu breiten Um-
risse durch einen schwarzen (gelegentlich auch farbigen) Schmelz ausgefüllt
wurden, bis, bei feinerer Strichbehandlung, die den derberen Stotf des
Schmelzes nicht mehr in geeigneter Weise aufzunehmen verstattete, zur
Anwendung des eigentlichen Niello (einer Mischung von Schwefel, Blei
und Silber) geschritten wurde. Ferner die sogenannten Emaua: cloisonnäs,
die Emaillen mit Zwischenfäden zwischen den Farben, welche das bei den