von der wir früher keinen Begriff hatten. als uns auch auf eine höchst
charakteristische und umfassende Weise in denselben einzuführen.
Nach alledem musste eine deutsche, für uns bequem zugängliche Aus-
gabe seines Werkes sehr erwünscht sein. Dennoch war sein Werk nicht
frei von Mängeln. Trotz dem, dass er eine so viel grössere Sorgfalt als
Stuart dem architektonischen Detail zugewandt hatte, war auch er nicht
mit voller Unbefangenheit an dessen Aufnahme gegangen; er hatte 11111119119
lich die verschiedenen Nuancen der Bildungswelse, die an den verschie-
denen Theilen des Gebäudes mit so höchst feinem, künstlerischem Ge-
fühl hervortreten, nicht durchweg beobachtet; er hatte diese Formen
im Gegentheil auf gewisse Weise verallgemeinert und dadurch ihre Bedeu-
tung wiederum in Etwas verdacht. Dem deutschen Herausgeber aber wurde
durch den-Architekten, I-lrn. Schaubert zu Athen, eine Reihe genauerer
Zeichnungen rnitgetheilt, in denen eben diese Unterschiede mit der höch-
sten Sorgfalt beohachtet sind, in denen z. B. die verschiedenen Formen
der Gliederungen, die verschiedenen Zierden unter den Kapitälen der Säu-
len und I-lalbsäulen aufs Deutlichste hervortreten. Diese Zeichnungen, in
der Grösse der Originale, bildeten eine sehr wichtige Bereicherung und
Verbesserung des Werkes. lhnen schlossen sich Zeichnungen von andern
Architekturtheilen, ebenfalls von Schaubert mitgetheilt, an, theils Sglqhe
die demselben Style entsprechen, theils solche, die andern Ordnungen oder
einer anderweitig freien Bildungsweise angehören. Das Einzelne dieser
neuen Mittheilungen ist hier nicht wohl namhaft zu machen; es genüge,
auf die Darstellung einiger sehr wichtigen Details vom Parthenon (über
das wir fast immer noch auf Stuarts ungenügende Zeichnungen angewiesen
sind), auf einige eigenthümlich interessante thebanische Fragmente, zu-
gleich auch auf die Mittheilung polychromer Dekoration an dem soge-
nannten Theseustempel, in farbigem Steindruck ausgeführt, hinzudeuten.
Diesen Schauberfschen Mittheilungen hat Hr. v. Quast endlich einige, nicht
minder wichtige, hieher gehörige Darstellungen aus Vulliamys Ewentples
of ornamental sculpture in architecture beigefügt. Die deutsche Ausgabe
des Erechtheions ist nach alledem als eines der wichtigsten Werke für
unsre Kenntniss der griechischen Architektur in ihrer zartesten Vollen-
dung zu bezeichnen und für das Studium derselben, vornehmlich von Seiten
der ausübenden Architekten, von höchster Bedeutung.
Der Text zerfallt in drei Abschnitte; der letzte von diesen enthält
eine kurze Erklärung der Kupfertafeln, theils nach Inwoods Worten, theils
mit denen des deutschen Herausgebers. Die beiden andern sind ganz von
dem letzteren gearbeitet und ebenso wichtig im architekturhistorischen,
wie im archäologischen Bezuge. Der zweite Abschnitt enthält die Ge-
schichte des in Rede Stehenden Gebäudes, eine genaue Charakteristik des-
selben und einen Versuch zur Erklärung seiner einzelnen Theile, Alle
Hülfsmittel, die hiebei zu Gebote stehen, sind mit sorgfältigster Umsicht
benutzt, und das Resultai hat, WO ES SiCh nicht zur vollen Sicherheit er-
hebt, wenigstens den Anspruch auf sehr grosse Wahrscheinlichkeit; zur
durchgreifenden Gewissheit kann dasselbe freilich erst gelangen, wenn das
Innere des Gebäudes, was bis jetzt noch nicht geschehen, vollständig
durchforscht und aufgegraben sein wird. Aber auch so sind die hier mit-
getheilten Untersuchungen, welche die interessantesten Fragen der atheni-
sehen Archäologie berühren, mit entschiedenem Dank aufzunehmen. Ueber
die merkwürdigen Bauinschriften des Erechtheums, welche Hr. v. Quast