Denkmale
Mittelalters in
Baukunst des
der
Sachsen.
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bänden herangewachsen und steht nunmehr als ein in sich geschlossenes
Ganzes da, welches die Denkmäler eines der wichtigsten Theile des dem-
sehen Vaterlandes, von der Frühzeit des Mittelalters bis zu dessen spätesten
Ausläufern, in mannigfaltigen Abbildungen und gründlicher schriftlicher
Darlegung umfasst, welches dem Beschauer den reichhaltigsten Genuss ge,
währt; und für die Entwiekelungsgeschichte der Kunst und der Cultur
bereits eine folgenreiche Bedeutung gewonnen hat. Es wird diese Bedeu-
tung für alle Felgezeit beibehalten und dem Namen des Herausgebers das
ehrenvollste Gedächtniss sichern.
Wir haben noch über die letzten Lieferungen des Werkes und über
den, das Ganze in systematischer Uebersicht zusammenfassenden Anhang,
den der unermüdliche Fleiss des Herausgebers als eigentlichen Schlussstein
hinzugefügt hat, näher zu berichten. Mit Lieferung 25 und 26 endet der
Zweite Band der zweiten Abtheilung des Werkes, die bekanntlich der
preussischen Provinz Sachsen gewidmet ist. Diese Lieferungen führen den
Separattitel
Mittelalterliche
Bauwerke zu Wittenberg,
Zeitz etc.
Mühlberg,
Ilnd enthalten, ausser der Titelvignette mit der Ansicht des alten Schlosses
Ranis, von Witthöft nach Patzsohke meisterhaft gestochen. und der Vignette
Zum Gesammttitel des zweiten Bandes der genannten Abtheililng mit einer
Ansicht des ehemaligen Rathhauses zu Erfurt, welches vor fünfzig Jahren
abgerissen wurde und durch die malerische Erscheinung einfacher spätmit-
telalterlicher Formen anziehend war, 7 Tafeln in F01. und 20 Seiten
erläuternden Text.
Von den Denkmälern zu Zeitz ist besonders die Crypta der Stifts-
kirche interessant, die einen früh mittelalterlichen Charakter trägt: die
Basis der Säulen mit den beiden attischen Pfühlen und rohen, zumeist
bandartigen Gliedern zwischen denselben; die Kapitale sämmtlich in ein-
fachst roher Würfelform. eins mit ionisirenden Voluten, die auf die Seiten-
flächen eingeritzt sind. Der Verfasser bemerkt, dass diese Crypta „ohne
Zweifel" dem zehnten Jahrhundert angehöre; ein entscheidender Grund
für diese Annahme ist indess nicht angegeben. Es dürfte minder gewagt
xSeln, sie als einen Bau des elften Jahrhunderts zu betrachten, ausgeführt
nach den Wirrnissen, welche die Verlegung des Bisthums von Zeitz nach
Nanmburg (1030) und die Einrichtung eines Collegiatstiftes am ersteren
Orte zur Folge hatten. Ausserdem wird das nicht sonderlich bedeu-
tende Rathhaus zu Zeitz, aus dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts,
vorgeführt.
Die Denkmäler Wittenbergs gehören der spätmittelalterlichen Zeit
an. Der Text giebt die Uebersicht der Verhältnisse. Bildlich vorgeführt
wird zunächst das Hauptportal der Stadtkirehe, aus dem Anfange des
fünfzehnten Jahrhunderts, das in einer gewissen dekorativen Eleganz,
in der durchgearbeiteten Verbindung horizontaler Sturze mit Spitzgiebeln
ein Beispiel der mehr schematisirenden Behandlungsweise des gothischen
Baustyles giebt, welche die Steinmetzen dieser späteren Zeit ebenso liebten,
wie sie von der Classe der schematisirenden Gothiker unsrer Tage vor-
gezogen wird. Dann eine Darstellung des merkwürdigen, ornamenti-
Stisch und figürlich gCSChmüCktCn brülllvnen Taufbeckens von Herrmann