Die Deckengemälde
der
Alhambra.
ähnlichen Fällen, die Arbeiten des originalen Meisters von den übrigen
zu unterscheiden, oder es lag das dringende Erforderniss hiezn ungleich
weniger nahe; dieser Umstand wird es auch natürlich erscheinen lassen
und gelegentlich entschuldigen, wenn darin, wie der Verfasser nachge-
wiesen hat, seither so viele Missgritfe geschehen sind. Nichtsdestoweniger
bleibt es in mehrfacher Beziehung durchaus wünschenswerth, die verschie-
denen bedeutenderen Hände, die in dieser Richtung gearbeitet, thunlichst
auseinanderzuhalten und vor Allem die von dem klaren und glücklichen
Talente getragenen Originalwerke Cranachs, in denen jene Quelle noth-
wendig am Lautersten fliessen muss, aus den übrigen zu sondern. Darum
kann dem Verfasser, auch wenn man ab und zu einer abweichenden An-
sicht folgt, der volle, aufrichtigste Dank nicht fehlen. und es bleibt nur
der Wunsch, dass er die Aufgabe, in die er einmal mit so nachhaltiger
Gründlichkeit eingedrungen ist, bei den noch vorbehaltenen Mittheilnngen
vollständig zu Ende führen möge.
Die Deckengemäldä in der
Alhambra.
Kunstblatt
1852,
13
Unter der Fülle meisterlich vollendeter Aquarelle mit der Darstellung
spanischer und besonders maurischer Architekturen, welche der Maler, Hr.
Eduard Gerhardt, als eine Ausbeute seines längern Aufenthaltes in
Spanien heimgebracht hat, sind zugleich sechs Blätter mit kleinen Copion
der öfters besprochenen Deckengemälde enthalten, die sich in dem mauri-
schen Königsschloss der Alhambra zu Granada befinden. Sie tragen, in
ihrer ganzen Behandlung, das Gepräge zuverlässigster Treue. Da über die
kunstgeschichtliche Stellung der Originale bisher noch wenig Genügendes
veröffentlicht ist, auch die Kupferstiche, die nach ihnen vorhanden (bei A.
de Laborde u. hiezu keine hinreichende Vermittelung gewähren, so
glaube ich, dass die folgenden Notizen, zu denen mich jene Copien veran-
lasst, nicht ganz ohne Interesse sein dürften.
Die Deckengemälde befinden sich in dem sogenannten "Jnstiz-Saale",
der sich, mehr ein breiter Corridor als ein Saal, an der einen Schmalseite
des Löwenhofes der Alhambra hinzieht. Doch nicht an der Wölbung des
Saales selbst, die sich in jenem zelligen, stalactitenartigen Wesen, welches
der maurischen Architektur eigenthümlich ist, empordrängt, sondern in den
Wölbungen dreier Nischen von flach-oblongem Grundriss, welche an der
Längenwand des Saales angeordnet sind, den drei Zugängen, die vom Hofe
hereinfühyen, gegenüber. Die Wölbungen bilden, jener Grundrissform ge-
Illäss, ein erheblich in die Länge gezogenes Oval. Sie bestehen aus Holz-
Werk, mit Pergament überzogen, auf welchem letzteren die Malereien aus-
geführt sind.
Die mittlere Nische, aus der man auf den vielbesungenen Löwen-
brunnen in Mitten des Hofes hinausblickt, ist die Hauptnisohe und enthält