Granach
Lucas
des Aelteren Leben
Werke.
und
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Ganzen mehr negativ als positiv. Ein wesentlicher Theil Seiner Emge?
Ilungen beruht darin, dass, seiner Darlegung zufolge, bisher die eigem-
liehen Originalwerke Cranachs von den übrigen nicht hinreichend geson-
dert sind, dass man also aus Werken. die in der Auffassung roher und in
der Behandlung abweichend sind, einen nicht ganz geeigneten RüßkScilluss
auf den Meister gemacht habe. Wir haben diese Belehrungen, in der Er-
Wartung, dass das Ergebniss der Spezialforschung des Verfassers sich be-
stätigen wird, nur mit Dank entgegen zu nehmen. Ueber andres Einzelne
mögen noch einige flüchtige Andeutungen folgen.
Der Verfasser beginnt in seiner Autorenschau mit dem alten S andrart.
Natürlich war von diesem, seiner ganzen Zeitstellung nach, nichts sonder-
lich Erschöpfendes über Cranach zu erwarten. Eine beiläufige Aeusserung
Sandrarfs veranlasst den Verfasser zu der Anmerkung, die für das Allge-
meine seiner (des Verfassers) kunsthistorischen Anschauung bezeichnend
sein dürfte: dass das naturgemässe Wachsthum der deutschen Kunst ge-
stört, dass ihr Verfall dagewesen sei, als sie nach der Antike, nach Ita-
lien geschaut habe. Hierauf ist zu erwidern: dass der deutsche Geist in
jener geschichtlichen Epoche, vom funfzehnten Jahrhundert ab, eine andre
Nationalaufgabe zu lösen hatte als die der Kunst; dass die deutsche Kunst,
trotz des Tiefsinnigen, des Gedanken- und Gemüthvollen einzelner Meister,
sich, aus ihrer spiessbürgerlichen Enge heraus, nicht zur vollkommenen
Freiheit und Grösse zu entwickeln vermochte, dass der Grund der deut-
schen Kunst jener Zeit schwach geblieben war und sie vor dem Strahle
der italienischen, der antiken Kunst naturnothwendig hinwelken musste,
Peter Vischer bezeugt es, dass das Studium der letzteren auch die deutsche
Kunst mächtig hätte fördern können, wäre in ihr selbst die Fähigkeit mehr
verbreitet gewesen, lautere Grösse zu ertragen.
Dann folgt v. Mannlich mit kurzer Bemerkung über Technisches.
Dann H. Meyer, von dem Ausführliches, zumeist ebenfalls die Behand-
lung betreffend, mitgetheilt und ausführlich besprochen wird. Es sind
Stellen der Schrift Meyer's über das Altargemälde in der Stadtkirche zu
Weimar. Ueber das letztere hat sich der Verfasser schon vorher geäus-
sert und dabei (l, S. 216) den mystisch-symbolischen Theil des Inhalts
gegen Meyer zu rechtfertigen gesucht. In culturgeschichtlicher Beziehung
1st dies Symbolische allerdings von wesentlicher Bedeutung: für die Kunst
bezeichnet es wiederum nur einen noch unfreien, primitiven Zustand.
Es folgen ferner J. G. Schadow und A. Hirt, bei denen einzelnes, in
allgemeinerer Beziehung Unkritische gerügt und"ihrer Aeusserung über
einzelne Bilder, aus Gründen, widersprochen wird. Auch den Angaben
G. F, Waagews in Betreff einzelner Bilder, namentlich des grossen Altar-
Werkes von Schneeberg, tritt der Verfasser entgegen.
Den Beschluss macht Ausführliches über die betreffenden Stellen der
Zweiten Auflage meines Handbuches der Geschichte der Malerei etc. Der
Verfasser lässt diese Bemerkungen, 18 Seiten hindurch, unter der Seiten-
überschrift "Franz Kugler" hinlaufen, obgleich er selbst den vollstän-
digen Titel des Werkes, mit der Angabe: „unter Mitwirkung des Verfas-
sers umgearbeitet und vermehrt von Dr. Jacob Burckhardt", anfübrt;
bei einem so kritischen Autor, wie es der Verfasser ist, hätte somit ein
derartig unkritisches Verfahren nicht füglich vorkommen sollen. Dann
macht er es mir, ebenso unkritisßher Weise, zum Vorwurf, dass ich bei
der Besprechung von CranachIs künstlerischer Richtung das Element des