Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Bericht-e und 
Kritiken. 
völlig ungewiss, da Derjenige, auf den sich diese Angabe bezieht, im Album 
der Universität "Johannes Sonder" genannt wird (was bisher die ebenso 
ungewisse Hauptstütze für Cranach's ursprünglichen Familiennamen bildete)- 
Dagegen liegen, namentlich in einem langen lateinischen Klagegedicht auf 
seinen Tod, die bestimmtesten Zeugnisse für seine künstlerische Wirksam- 
keit und die Bedeutung derselben vor. Es werden darin, neben einigen 
kirchlichen Bildern, besonders Darstellungen mythologischen Inhaltes ge- 
rühmt; es wird gesagt, dass er Luthers Bildnisse zu Tausenden gemalt habe; 
es wird ihm, was besonders wichtig ist, der schärfere Geist, dem Vater das 
grössere künstlerische Vermögen zugeschrieben:  
flit plus 2' ngeni 2' , genitor jalus artis habebat. 
Hr. Schuchardt hat (S. 118, ff.) sehr sinnreich eine Reihe von Bildern zu- 
sammengestellt, die sich, namentlich in den weiblichen Gestalten, durch 
einen zarten bläulichen Silberton und das geringere Hervortreten der. dem 
Vater eigenen scharfen Umrisslinien auszeichnen und die von Johann her- 
rühren dürften. 
 Der zweite Sohn, Lucas, ist der bekannte "jüngere Cranach", den der 
Verfasser als trefilichen Coloristen und als ausgezeichnet im Portraitfach 
bezeichnet und für den er (S. 243, f.) ebenfalls einige charakteristische 
Werke anführt. Der Verfasser hat sich die Herausgabe einer besondern 
literarischen Arbeit über ihn vorbehalten. lch erlaube mir, eine Bemerkung 
in Bezug auf ihn und sein künstlerisches Verhältniss zum Vater hinzuzu- 
fügen. Wir besitzen eine wichtige, vom Verfasser in sorgfältiger Ueber- 
setzung mitgetheilte Denkschrift über den älteren Cranach, abgefasst von 
M. Mathias Gunderam aus Cronach, der von 1546 bis 1556 Hauslehrer in 
der Familie des jüngeren Cranach war und der diese Urkunde 1556 in den 
Thurmknopf der Wittenberger Stadtkirche niedergelegt hatte. In derselben 
wird u. A. jenes Gespräch Karl's V. mit Cranach im Lager vor Witten- 
berg, 1547, ausführlich mitgetheilt. Bei dieser Gelegenheit sagt der Kaiser 
zu ihm: "Dein Fürst hat mir zu Speyer, beim Reichstage, eine trefflich 
gemalte Tafel geschenkt, die Einige von Deiner Hand, Einige von der 
Deines Sohnes hielten" etc. Aus diesen Worten geht meines Erachtens 
bestimmt hervor, dass man schon bei Lebzeiten des älteren Cranach unter 
Umständen nicht zu sagen wusste, was von dem Einen und was von dem 
Andern gemalt sei, dass also ihre künstlerische Behandlungsweise unter 
Umständen sehr ähnlich sein musste. Dem Verfasser scheint aber diese 
Schlussfolgerung nicht genehm gewesen zu sein; er bemerkt kurzweg, Gun- 
deram habe mit jener Aeusserung dem jüngeren Cranach wahrscheinlich 
ein Compliment machen irollen. Mir scheint eine Auslegung solcher Art, 
die dem Magister an der einen Stelle eine unwürdige und in jeder Bezie- 
hung unschickliche Schmeichelei zuschiebt, während an der andern seine 
Autorität als unumstösslich gepriesen wird und während er selbst sich mit 
der Versicherung seiner Gewissenhaftigkeit nur an die Nachkommen wendet, 
völlig willkürlich. Ich halte vielmehr dafür, dass Kaiser Karl's Ausspruch 
über die beiden Cranache, mögen die Urtheilgeber, auf die er sich bezieht, 
auch keine vorzüglich ausgezeichneten Kunstkenner gewesen sein, doch 
immer sehr berücksichtigungswerth bleiben muss. 
Als andre CranacNsche Schüler nennt der Verfasser: Vischer (Peter?), 
Martin, Mathias und WVolfga ng Krodel, Gottfried Leigel, Peter 
Gottland, Johann Kreuter, Georg Böhm, und führt. das Wenige
	        
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