Granach
Lucas
des Aalteren
Leben und
Werke.
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Cranaeh im J. 1509 im Auftrage des Kurfürsten, mit einer (liploma-
Tischen Mission, wie es den Anschein hat. unternahm, in Verbindung zu
bringen. Er malte auf dieser Reise den damals achtjährigen Karl (nach-
mals Karl dem Kaiser Maximilian von den Niederländern huldigen
liess. Zu Friedrich dem Weisen und zu dessen beiden Nachfolgern, Jo-
hann dem Beständigen und Johann Friedrich, stand er unausgesetzt in
nahem persönlichem Verhältniss. Bei dem Leichenbcgängniss Friedrichs
des Weisen, 1525, war er, nebst einem Zweiten, beauftragt, die Sterbe-
grosehen unter die Armen zu vertheilen.
Ausser diesem sächsischen Fürstenhause waren es besonders Personen
des brandenburgischen Kurhauses, die seine Dienste in Anspruch nahmen.
Den bekannten Kardinal Albrecht, den Bruder des brandenburgischen Kur-
fürsten Joachim l., hat er häufig gemalt. Auf Erfordern des kunstlieben-
den Kurfürsten Joachim II. befand er sich 1541 in der brandenburgischen
Mark. Besonders aber war ihm ein andrer Bruder Joachims 1., der Mark-
graf Albrecht, früher Hochmeister des deutschen Ordens und seit 1525
Herzog in Preussen, zugethan1). Dann wird, zum J. 1519, bemerkt, dass
Cranach's Bilder auch in Frankreich Beifall fanden; die Mutter des Königs
Franz I. erbot sich, dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen für die Ueber-
sendung solcher Reliquien zuzuschieken.
"Wichtiger noch erscheint Cranach's persönliches Verhältnissszu den
grossen kirchlichen Reformatoren. Sein inniges Freundschaftsverhältniss
zu Luther ist bekannt. Sie waren gegenseitig Pathen ihrer Kinder; als
Cranach's ältester Sohn gestorben wart ging Luther zu ihm und Sprach
ihm mit schönen festen Worten, die uns aufbehalten sind, Trost zu. Ebenso
stand er zu Melanchthon in nächster freundschaftlicher Beziehung. Sehr
ergötzlich ist es, zu linden, dass Melanchthon gelegentlich biblische Bilder
entwarf und Meister Lucas dieselben berichtigte und ausführte. So nahm
er auch mit den ihm verliehenen Waffen an dem grossen reformatorischen
Kampfe Theil, wie u. A. sein in Holz geschnittenes Passional Christi und
Antiehristi vom J. 1521, in welchem die Thaten Christi und die des Papstes
einander gegenübergestellt sind, bezeugt. Ebendahin gehört sein Holz-
schnittwerkchen, das Papstthum, vom J. 1545, das freilich, wie der Kampf
wilder geworden war. auch in wilderen Darstellungen sich erging, also
dass selbst Luther von einem der Blätter desselben sagen musste: „sed
mester Lucas est ein grober oraler."
Zahlreiche Dokumente, zumeist Quittungen über empfangene Zahlung,
enthalten die Nachricht über künstlerische Arbeiten, die Cranach für seine
fürstlichen Herren ausführte; doch lässt sich nur in den seltensten Fällen
aus diesen ein Bezug auf vorhandene Werke seiner Hand entnehmen. Die
Fülle der erhaltenen und die Fülle dieser nur urkundlich aufgeführten
Werke giebt solchergestalt schon das Bild einer fortlaufenden höchst be-
deutenden Thätigkeit. Aber damit war sein Thun keineswegs abgeschlossen.
Auch alles Handwerkliche, was in sein Fach einschlug, lieferte er, ein
Wahres Factotum, für seine Herrschaft, und es ist völlig wahrscheinlich,
dass er auch Jedermann sonst, gegen die erforderliche Zahlung, als guter
Dem sonst so kritischen Verfasser ist, S. 151 ff., das wundarliche "Ver-
sehen begegnet, den Herzog von Preussen mit dem Kurfürsten von Brandenburg
zu verwechseln und die preussischen mit den brandenburgischen Verhältnissen
durcheinander zu werfen.