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und
Berichte
Kritiken
Fürs Erste über den Styl, den er schreibt. Wenn das französische
Sprichwort: Le style c'est l'homme, wahr ist, so giebt dasselbe hier Zu
keinem günstigen Vorurtheil Anlass. Es herrscht zumeist, besonders WO
der Verfasser irgend Begritfliches entwickeln will, eine Verworrenheit und
Unklarheit iuseinen Worten und in seiner Satzbildung, die in der That
keinen allzu günstigen Rückschluss auf die Klarheit seiner Gedanken ver-
stattet. Will man das Urtheil milder ausdrücken, so kann man sagen, sein
Vortrag klinge, als 0b er etwa aus dem Dänischen von einem Dänen mit
Hülfe des Wörterbuches in das Deutsche übersetzt sei (wie dergleichen in
Kopenhagen für die Herzogthümer gelegentlich geschieht). Eigenthümlich
macht es sich, wenn der Verfasser vorn, bei den "Berichtigungen", zwei
Zeilen anführt, in denen "eine, dem deutschen Sprachgebrauch nach un-
richtige Wortstellung gebraucht worden". Er hätte dem Freunde, der ihn
hierauf aufmerksam gemacht, das vollständige Mauuscript vor dem Druck
zur Ueberarbeitung anvertrauen sollen. Die Verworrenheit des Aus-
druckes zu erhöhen, ist zugleich in dem ganzen Text eine Ueberfülle von
(nicht berichtigten) Druckfehlern enthalten.
Dann macht sich eine bemerkenswerthe Originalität des Charakters
geltend. Der Verfasser verbindet mit einer Werthschätzung seiner selbst
eine Herabsetzung aller Mitstrebenden, die in der That nicht naiver aus-
gesprochen werden kann. Er sagt mit schlichten Worten, dass, wenn er
einleitungsweise von andern Archäologen und von bisheriger Wissenschaft
gesprochen habe, dies nicht ernsthaft zu nehmen sei. Ueber die Art und
Natur der geschichtlichen Entwickelung der baulichen Formen des Mittel-
alters, wie der griechischen Baukunst, seien die irrigsten Vorstellungen
herrschend. Er sei (wie er im Vorwort äussert) der Einzige, welcher diese
Wissenschaft die der Baugeschichte vertrete. Auch hat er den eigen-
thümlichen Glauben, dass alle gute Gedanken über mittelalterliche Bauge-
schichte, die in den letzten zwanzig Jahren ausgesprochen, ursprünglich
von ihm ausgegangen seien. "Wir haben" (so bemerkt er in seinem eigen-
thümlichen Style) "wohl nicht nöthig hinzuzufügen, dass mit diesen wesent-
"lichsten, und ihrem eigentlichen Wesen nach zu bezeichnen, in jenem so
"eben genannten Gange der Studien, auch selbst nach den früheren und
"zugleich doch schon so eingreifend gewesenen Entdeckungen in diesem
"Gebiete der Wissenschaft, über Erwartung hinausgehenden Ergebnissen.
"betreffend die Baukunst des Mittelalters, die bisherige Ansicht von der
"Kunstgeschichte des Mittelalters für immer über den Haufen geworfen ist".
Sein Werk werde "dazu beitragen, die Geschichte überhaupt auf eine
ganz neue Weise zu betrachten". U. s. w. Es ist übrigens doch keine
ganz seltne Erscheinung, dass emsiges Studiren bei beschränktem Gesichts-
kreise zur Selbstüberschätzung führt, während es die Andern immer be-
scheidener zu machen pflegt.
Namentlich nennt der Verfasser unter denen, auf die er verächtlich
herabblickt, im Vorwort und sonst nur Einen, mich. Ich muss ihm, wie
jedem Andern, sein Urtheil über meine Arbeiten und Studien lassen. Er
ist freilich überhaupt bitterböse auf mich, u. A. auch desshalb, dass ich
mich über seine vor ein Paar Jahren erschienene Schrift: "Die Baukunst
des Mittelalters", (welche, so viel mir erinnerlich, eine Geschichte der
Geschichte der mittelalterlichen Baukunst, oder vielmehr der Studien des
Verfassers über diese Geschichte, enthielt) nicht öffentlich geäussert habe.
Hierauf kann ich nur erwidern, dass ich keinem Menschen unter der Sonne