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Kritiken.
Berichte und
also nach seiner Auffassung mit zu dem gewöhnlichsten und kunstlosesten
Mauerwerk der wohlfeilsten Art. Seine Quelle über die Bremische Säulen"
basilika ist mir unbekannt; doch stecken in dem Bremer Dome (der Zlll"
Zeit des Uebergangsstyles umgebaut wurde und den er in seinen Tabellen
nur unter den Bauten dieser spätem Zeit auilührt) noch die alten schweren,
der ursprünglichen Anlage angehörigen Pfeilerarkaden von allereinfachstef
F0rm'), ganz ähnlich denen des Domes von Augsburg und des Domes V09
Mainz, die beide nach seiner Angabe freilich erst in die Mitte des zwölften
Jahrhunderts fallen, 0b sie auch zu dem massig Primitivsten gehören, was
Deutschland an Architektur besitzt. Das sind alles Dinge, beidenen, eben
so wie bei dem vorausgesetzten Mangel alles monumentalen Sinnes biS
zum Schluss des elften Jahrhunderts, mit einem apodiktischen Ab- oder
Zusprechen eben noch Nichts gethan ist z).
Bei Gelegenheit des ersten Auftretens der gothischen Architektur be-
merkt der Verfasser: „die Baukunst der Liebfrauenkirche zu Trier
sei nach Hessen (in dem Bau der Marburger Elisabethkirche) ver-
setzt worden, denn ein solches Verpflanzungs- oder Colouial-Verhältniss
i) Die von Fiorillo angeführten Chronisten sprechen sich mehrfach über daS
solide Steinwerk des Neubauos des Bremer Domes, nach dem Brande desselben
im J. 1042, aus. 2) Mit der Kirche St. Maria auf dem Kapitol zu Köln
sieht sich der Verfasser, seinem Systeme gemäss, zu einer ganz eignen Manipu-
lation veranlasst. Wir besitzen das gute Datum ihrer Weihung vom J. 1049, wie
für die Säulenbasilika St. Georg zu Köln das Datum der Vollendung, 1067-
Eine simple Säulenbasilika. mochte hingehen; eine so imposante Anlage, wie die
Kapitolskirche. musste aber für das elfte Jahrhundert und gar für dessen erste
Hälfte das Vorhandensein einer wirklichen Denkmalsbaukunst bezeugen, die daS
System denn doch allzu empfindlich verrückt hätte. Der Verfasser hat sich in
der Art geholfen, dass er St. Georg an entsprechender Stelle in die Tabelle ein-
rückt, bei der Kapitolskirche im J. 1049 die Weihung eines nicht mehr vorhan-
denen Chorbaues annimmt, das Schilf der letzteren in die spätere Zeit des elften
uudvdie drei Absiden als einen neuen Chorbau in die frühere Zeit des zwölften
Jahrhunderts setzt. Vielleicht hat ihn dabei der Umstand geleitet, dass der
Oberbau der Absiden-Anlage "von dem Uebrigen abweicht; er gehört nämlich der
spätromanischen Zeit an, was in den Tabellen nicht verzeichnet ist. Der
Unterbau der Absiden aber entspricht im Style vollständigst dem Schiff, wie
dieser Styl dem in der Kirche St. Georg und zugleich auch dem in der Krypta
der Kirche von Brauweiler befolgten durchaus nahe steht. (Die Einweihung
eines älteren Kirehenbanes zu Brauweiler war 1061 erfolgt; der Verfasser rückt
nichtsdestoweniger die vorhandene Krypta in die Zeit um 1120 hinab.) Dies
Alles sind Proben eines Systematisirens, das eben durch keinen besonderen
Scharfblick für das künstlerisch Stylistische unterstützt wird.
Die Lang-Chöre von St. Gereon zu Köln und vom Bonner Münster,
mit Ausnahme ihrer späteren Absiden, hat der Verfasser richtig in die sechziger
Jahre des elften Jahrhunderts gesetzt. Unbekannt ist ihm geblieben, dass die
alte Chor-Anlage der Kirche zu Zülpich mit jenen übereinstimmt und somit
ohne Zweifel gleichfalls dieser Periode angehört. Den Chor der Pfarrkirche zu
Andernach setzt er um 1120 (was, beiläufig bemerkt, wieder ganz irrthümliell
ist, da derselbe, zwar dem Schiffe der Zeit nach vorangehend, doch schon ent-
schieden, und nicht bloss in seinem Aeusseren, spätromanischen Charakter trägt);
übersehen hat er dabei, dass der nordöstliche Thurm dieser Kirche sehr bedeu-
tend älter und vielleicht auch noch der Rest einer Anlage des elften Jahrhun-
derts ist.
So liesse sich noch allerlei anführen, was der Wagschaale des elften Jahr-
hunderts schliesslich doch ein nicht ganz unerhebliches Gewicht geben dürfte.