Ueber das
eherne Denkmal
Die Baukunst in
Deutschland.
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wenig reizen und mit ein Grund sein, wesshalb er der eignen Ausführung
Sich nicht hingab t).
Die Inschrift des Jeh. Viseher vom Jahre 1530 steht nun freilich am
Rande der unteren Platte, die jedenfalls, und mindestens doch um zwan-
zig Jahre, älter ist. Wir werden eben annehmen müssen, dass er es für
bescheidner hielt, sich am Fuss des Werkes, als an einem der oberen
Theile zu nennen, und dass durch die Hinzufügung des grossen oberen
Denkmales die selbständige Bedeutung des unteren aufgehoben schien,
Wir werden aber, wie ich glaube, hieraus auch schliessen dürfen, dass
das untere Denkmal nicht eine vollkommen eigenhändige Arbeit P. Vischer's
War; denn wäre dies der Fall gewesen, so würde der Sohn sich diese
Stelle für seinen Namen doch wohl gewiss nicht ausgesucht haben, ohne
auch in diesem Fall eine Hindeutung auf die frühere Betheiligung des
Vaters hinzuzufügen. Dass das untere Denkmal aber doch aus P. Vischer's
Hütte hervorgegangen war, scheint mir, abgesehen von den Eigenthümlich-
keiten seiner Behandlung, aus dem Briefe P. Vischers zu erhellen, indem
derselbe eine alte Bekanntschaft mit dem Werke verräth. Dass P. Vischer
einen näheren Einfluss auf die Beschaifuug des Modells, als auf die des
Modells zu dem oberen Denkmal, ausgeübt, geht dann aus der ungleich
grösseren künstlerischen Gediegenheit des unteren hervor; und hieraus
Scheint auch zu folgen. dass Joh. Viecher nicht etwa schon das untere
Denkmal gefertigt hatte, eine Voraussetzung, die allerdings durch die In-
schrift begünstigt scheinen könnte, man müsste denn annehmen wollen,
dass er im Laufe jener zwanzig Jahre, nach ausgezeichneten jugendlichen
Anfängen, erheblich zurückgeschritten sei.
Die Baukunst in Deutschland in der Zeit vom Jahr 900 bis zum
Jahr 1600 n. Chr. (Feudalzeit des Mittelalters.) Chronographische
Tafeln begleitet von einem erläuternden Text von Franz Mertens.
Berlin, Verlag des Verfassers. 1851.
Kunsyblatt ,
1851,
Der Name des Hrn. F. MerteusWvird denen unter uns, welche sich
311 den letzten beiden Jahrzehnten mit der Baugeschichte des Mittelalters
beschäftigt haben, nicht unbekannt geblieben sein. Man hörte zeitig, dass
er diesem Studium seine ganze Kraft, sein ganzes Interesse gewidmet habe;
man erwartete von seinen gründlichen und unermüdlichen Forschungen die
Wichtigsten Aufschlüsse über diese schwierige Disciplin. Doch waren bis-
her nur vereinzelte Mittheilungen von ihm in die Oeffentlichkeit gelangt;
1) Ist die Annahme, dass die Zahlung der 200 Gulden eine Abschlagszahlung
auf das, noch gar nicht begonnene grusse Denkmal gewesen sei, richtig (wie sie
es in der That zu sein scheint], so kann man auch darauf die nicht ganz un-
wahrscheinliche Vermuthung gründen, dass der Kurfürst mehr auf dißAusführuug
des Werkes drängte, als P. Visa-her selbst Trieb und Lust dazu fühlte-