Ueber
das
Denkmal
eherne
Kurfürsten Johann Cicero
des
etc.
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sie einerseits eine imposantere Wirkung erstrebt, andrerseits dennoch, so-
Wohl in der Würde des Styles als im feineren Lebensgefühl, erheblich
gegen jene zurücksteht. Das Gesicht hat allerdings das Gepräge einer ge-
wissen, natürlich derben Wackerhcit, aber wie die Hände starr und un-
lebendig erscheinen, so ist die ganze Haltung der Figur ohne eigentlichen
Adel. Der Kurmantel (wie auch das Kissen, darauf hier der Kopf liegt,)
ist mit einem ciselirten Teppichmuster versehen, zugleich jedoch die ruhige
Würde des Faltenwurfes einem äusserlichen Kunstgriff, der eine grössere
Mannigfaltigkeit hervorbringen sollte, geopfert. Das Gewand des Kurman-
tels wird nernlich, indem die linke Hand das gesenkte Schwert hält, durch
den linken Unterarm emporgeschoben und legt sich somit in einige Quer-
falten, ein Motiv, das vielleicht nicht unangemessen durchzubilden
gewesen wäre, hier indess in der Absicht nur kleinlich und in der Wir-
kung nur schwerf-illig erscheint. Unendlich verschieden hieven ist die
ebenfalls im einfachen Kurmantel erscheinende Gestalt Friedrichs des
Weisen, auf dessen Denkmal in der Wittenberger Schlosskirche, welches
Peter Vischer im Jahre 1527 gearbeitet hat, und wo mächtigste Würde
und vollste Belebung über das ganze Werk verbreitet sind.
Uebcr das Berliner Denkmal sprechen zwei Urkunden. Die erste ist
die auf der Dicke der Platten des unteren Denkmalcs, am Fussende, ein-
gegrabene Inschrift: wfohazznes Visclzer Noric. facieh. 1530." Die zweite
ist ein Brief von Peter Vischer aus dem Jahre 1524 an Kurfürst Joachim 1.,
den Hr. Rabe in seiner Schrift mitgetheilt hat, und in welchem es also
heisst: "Genedigster Herr ich hab enpfangen von Lorenz! Villani Zwey
hundert gulden von wegen eur Churfurstliclz. gnaden, auch einen brief dar
in ist gemelt die begrebtnus (und anders) zu verfertigen, Verstee ich die
talfell, von der eur Churfurstliche genad mit mir redet in meiner gicss-
hatten, des ich eurer Clnnfitrstliclzen genaden zivne Vissirwzg auf bapier
gemacht über antwurtet, Nun seyt der Zeyt her, ist mir die jbr-m und
stellung derselben tafel aus der acht kamen, und hab etlich geschiclclylccit
dar an vergessen Darum ist mein begcr ist eur Chnrfitrstl. gcnad des
willens das mir derselben Visirztng eine werd zu geschickt, so will ich als
dan die arbeit sambt dem grab auf das furderlicltst mir mngliclt ist aus
machen." U. s. w.
Dieser Brief enthält zunächst also die Notiz über eine Summe von
"ZOO Gulden, die Peter Vischer von dem Kurfürsten Joachim 1., dem Sohne
und Nachfolger Joh. Cicero's, empfangen hatte, woran sich sofort Bemer-
kungen über die Arbeiten zu einem Grabdenkmal -anschliesscn. Hr. Rabe
Weist in vollkommen überzeugender Weise nadh, dass diese Summe, im
Verhältniss zuandern Preisen und namentlich zu solchen, die P. Vischer
Selbst empfangen hatte, so bedeutend war, dass sie nur auf grosse Arbeiten,
wie das ganze in Rede stehende Denkmal, bezogen werden kann. Hr. Rabe
betrachtet die Summe also, gewiss der vollsten Wahrscheinlichkeit ent-
sprechend, als eine Abschlagszahlung auf das auszuführende grosse Denk-
mal und nimmt, mit nicht geringerer Wahrscheinlichkeit, an, dass P. Vi-
Scher den Auftrag zu dessen Ausführung erhalten und übernommen habe.
Aber er sehliesst daraus meiner Ansicht nach zu viel, wenn er hinzufügt,
dass auch die Ausführung durch ihn erfolgt und durch Peters Sohn Johann,
den die Inschrift nennt, nach dem 1529 oder 1530 erfolgten Tode des Va-
ters, beendigt sei. Schon diese letztere Annahme hat ihre Schwierigkeiten.
Worin hätte die Beendigung des Werkes bestanden? im Guss des fertig