Ueber
das
eherne
Denkmal
des
Kurfürsten
Johann
Oicero etc.
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Ueber das eherne Denkmal des Kurfürsten Johann Ci cero in (191-
Domkirche zu Berlin und dessen Beziehung zu Peter Vischer.
Kunstblatt
1851, N0.
Wie die Bronzen zu Römhild, über deren kunstgeschichtliche Stellung
ich kürzlich meine Ansicht in diesen Blättern niedergelegt habe, so hat
auch das in der Ueberschrift genannte Werk ein sehr eigenthümliches Ver-
hältniss zu Peter Vischers künstlerischer Thätigkeit. Auch über dies be-
sitzen wir eine verdienstliche Schrift, welche die dabei zur Sprache kom-
menden äusseren Beziehungen in erfreulicher Weise feststellt: „For-
schungen im Gebiete der Vorzeit, Heft I.: Das Grabmal des
Kurfürsten Johannes Cicero von Brandenburg in der Dom-
kirche zu Berlin, ein Kunstwerk von Peter Vischer dem Ael-
teren in Nürnberg, beendigt von seinem Sohne Johannes Vi-
scher. Von M. F. Rabe, Professor und Mitglied des Senats
der königl. Akademie der Künste und königl. Schlossbaumei-
ster. Berlin, 1843." (39 S. und 4 Kirpfertafeln in Quart.) Auch hier
aber macht sich, bei näherer Betrachtung des Denkmales und in Berück-
sichtigung der urkundlichen Daten über dasselbe, die künstlerische Be-
Schaffung und ihre Geschichte als ein Problem geltend, welches diese
Schrift meiner Ansicht nach nicht genügend löst. Ich gebe im Folgenden
das Resultat meiner Beobachtungen und Schlüsse.
Das Werk ist ein Doppeldenkmal, eines über dem andern. Dass beide
combinirte Denkmäler aber nicht verschiedenen fürstlichen Personen (wie
bisher zumeist angenommen wurde), sondern beide dem Kurfürsten Johann
Cicero, der im Jahre 1499 gestorben war, gewidmet sind, hat Hr. Rabe
überzeugend nachgewiesen. Ebenso, dass wir es hier (höchst wahrschein-
lich wenigstens) nur mit Produkten der Vischefschcn Giesshütte zu thun
haben und dass der Antheil eines in Berlin ansässigen burgundischen
Stückgiessers Matthias Dietrich an seiner Ausführung und die spätere Zeit
dieser seiner Betheiligung an der Arbeit abgewiesen werden muss. Die
Rabräsche Schrift, in der auch die äusseren Schicksale des Denkmales, das
früher im Kloster Lehnin stand, berichtet werden, enthält die nähere Dar-
legung aller hieher bezüglichen Verhältnisse.
Beide Denkmäler, aus denen das Ganze susammengesetzt ist, sind im
künstlerischen Style wesentlich von einander verschieden, der Art, dass
die verschiedene Zeit ihrer Ausführung sofort ersichtlich wird. Das untere
Denkmal ist eine grosse, aus fünf Stücken zusammengesetzte Platte in
sehr flachem Relief. In der Mitte derselben, als isolirtes und auf das
Uebrige anfgeheftetes Stück, ist die Gestalt des Kurfürsten enthalten, in
Kurhut und Kurmantel, Scepter und Schwert in seinen Händen. (Das
Obertheil des Scepters ist abgebrochen.) Die Figur ist sehr einfach ge-
arbeitet, aber durchweg schlicht natürlich und mit gutem künstlerischem
Gefühl. Die ganz flache Modellirung des von vorn gesehenen Gesichtes ist
meisterlich durchgeführt, wenn schon Augen und Haare sehr scharf ciselirt
sind; auch die Hände sind, bei sehr natürlicher Haltung der einzelnen
Finger, mit gutem Verständniss modellirt. Der Faltenwnrf hat eine höchst