ihre Beziehung
und
Römhild
VDI]
Uebar die Bronzen
Peter
ZU
Vischer.
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In ähnlicher Weise nun ist meiner Ansicht nach das besprochene Röm-
bilde; Denkmal entstanden. Ein Produkt der Vischerlschen Giesshütte ist
es höchst wahrscheinlich; dafür spricht der schon angedeutete Umstand,
dass es schwer sein dürfte, zu jener Zeit eine andre technische Werkstatt
nachzuweisen, in der dasselbe zu beschaffen gewesen wäre; darauf deuten
ebenso die stylistischen Anklänge hin, die, in den untergeordneten Theilen
des Denkmalcs, an die Einzelheiten des Sebaldusgrabes, mit dessen Beginn
jenes gleichzeitig ist, wahrzunehmen sind. Ich glaube aber nicht, dass
Peter Vischer das Modell zu dem Haupttheile des Denkmales, zu den
Bildnissgestalten des fürstlichen Paares, selbst gefertigt hatte; wäre dies
der Fall gewesen, so würde er, zumal bei einer so vorzüglich gediegenen
Arbeit, gewiss seinen Namen nicht verschwiegen, würde er auch das Uebrige
Ohne Zweifel mehr in Einklang damit gesetzt haben; abgesehen davon,
dass gerade in den Hauptgestalten eine Verwandtschaft mit den stylistischen
Elementen des Sebaldusgrabes nicht bemerklich ist, was bei der Gleich-
zeitigkeit der Arbeiten nicht wohl hätte ausbleiben können, und dass die
conventionelle Behandlung der beiden Thiere zu den Füssen der Haupt-
Üguren, die ihnen doch einen etwas wunderlichen Charakter giebt, der
ganzen Richtung P. Vischcfs nicht sonderlich entspricht. Ebenso kann
ich darin aber auch keine Arbeit von V. Stoss erkennen; es hat, soweit
mir dessen Werke bekannt sind, zu wenig überzeugende Anklänge an die
Stylistischcn Eigenthümlichkeiten auch dieses Meisters, die sich doch, be-
Sonders in seiner Gewandung, durchaus nicht verläugnen; und auch von
V. Stoss, der mit dem Giesser an demselben Orte lebte, kann gewiss nicht
vorausgesetzt werden, dass er das Modell nicht ganz gegeben, oder dass
er Hinzufügungen, die nicht zum Vortheil desselben dienen, gestattet hätte.
Ich muss im Gegentheil annehmen, dass das Modell zu den beiden Bild-
Ilissgestalten von einem auswärtigen Bildner gefertigt und dem P. Vischer,
als Vorstand seiner Hütte, zur Beschaffung des ganzen Denkmales geliefert
worden sei. Wer jener fremde Meister gewesen, wage ich vor der Hand
nicht zu bestimmen. Ich habe zuerst an den Würzburger Tilman Rie-
menschneider gedacht, in dessen Leistungen sich wohl einige entspre-
chende Elemente finden; aber auch er hat sich, meines Wissens, nicht zu
einer solchen Freiheit und Reinheit entwickelt, wie an diesen Gestalten
ersichtlich ist. Wir kennen also einstweilen den ursprünglichen Meister
nicht. Dem Kunstwerthe des Werkes geschieht hiermit indess wahrlich
kein Abbruch; finden wir doch in Deutschland aus jener Zeit so manch
ein namenloses Bildwerk, das des höchsten Preises werth ist! kennen wir
doch auch nicht einmal den Meister jener höchst vollendeten betenden
Madonnenstatue, die gegenwärtig in der Nürnberger Kunstschule bewahrt
wird und im Gypsabguss, in der vortrefflichen kleinen Copie von Alinger,
bei allen Kunstfreunden verbreitet ist! Das Modell des Hauptstückes
also wurde meiner Ansicht nach dem P. Vischer geliefert, und man mag
welchem P. Vischer auf ziemlich derbe Weise sein Befremden darüber ausspricht,
dass man ihm die fertig gegossene Arbeit seit Jahr und Tag auf dem Halse lasse
und sie weder abhole noch ihm Geld schicke, und in dem von irgend einer
Persönlich künstlerischen Theilnahme für das Werk gar nichts durchklingt.
Auch bei dem grossen Denkmal des Kurfürsten Johann Cicero in der Dom-
kirche zu Berlin ist ein Verhälmiss der Art anzunehmen. Hierüber behalte ich
mit den näheren Nachweis vor.