Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Ueber die 
VOTI 
Bronzen 
und ihre Beziehung zu 
Bömhild 
Pater Vischer. 
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Die Gründe, die Döbner sonst für den Vischefschen Ursprung des 
Werkes geltend macht, sind ebenfalls äussere; die Sache erscheint hienach 
eben nur als möglich. Die Hauptsache bleibt, in diesem Betracht. der 
grüsse Ruf der Vischefschen Giessstätte, die ihre Welke zum Theü in 
ansehnliche Ferne sandte, also bei der nicht sehr erheblichen Entfernung 
Römhilds von Nürnberg jedenfalls wohl zunächst in Betracht kommen 
musste.  Die Gründe, die Heideloff für den Stossischen Ursprung der 
Modelle, wie zu andern Vischeüschen Güssen, S0 Zll den R5mhi1deTDf3n1f' 
mälern beibringt. sind eben auch sehr allgemeine; mit den Paarapodlktr- 
sehen Worten von „Geist und Manier" reicht man indess, in einem Fall 
wie dieser, nicht wohl aus; vielmehr hätte dabei vorerst die Stylverwandt- 
Schaft. mit genauem Eingehen auf das Einzelne und in wirklich überzeu- 
gender Weise dargelegt werden sollen. Und auch über ein Andres noch 
hätte man sich zu erklären: wie es nämlich gekommen, dass P. Vischer 
auf so vielen Werken sich fremder Ehren angemaasst und dass seine Zeit- 
genossen dies dreissig Jahre lang sonder alle Rüge hingenommen? Denn 
S0 schreibt er auf das Grabdenkmal des Erzbischofes Ernst zu Magdeburg 
vom Jahre 1495 und auf das des Bischofes Johann zu Breslau vom Jahre 
1496: „Gemacht zu Nürnberg von mir Peter Fischer". So nennt er sich 
am Nürnberger Sebaldusgrabe schon im Jahre 1508 und 1509 als den, der 
das Werk gemacht und gegossen habe, und fügt 1519. am Schlusse der 
Arbeit hinzu: "Peter Vischer, Bürger zu Nürnberg, machet das Werk mit 
seinen Söhnen". So setzt er auf die Tucheüsche Gedächtnisstafel im Regens- 
burger Dome vom Jahre 1521, so auf das Relief der Kreuzabnahme in der 
Aegydienkirche zu Nürnberg vom Jahre 1522 sein P. V. So bezeichnet 
61' das Denkmal des Kardinals Albrecht von Brandenburg in der Stiftskirche 
Zu Aschaffenburg vom Jahre 1525, so das des Kurfürsten Friedrich des 
Weisen in der Schlosskirche zu Wittenberg vom Jahre 1527 als "Opus 
M. Petri Fischer". Oder wäre er wirklich so albern eitel gewesen, zu 
meinen, dass bei einem Kunstwerke der Erfinder und Bildner nichts, und 
der, welcher demselben mit rein handwerklichen Mitteln die Dauer gegeben, 
Alles sei? Und wären seine Zeitgenossen, die Erfinder seiner Werke mit 
eingeschlossen, soviel alberner gewesen, ihm das zu glauben?  Ich glaube 
dies nicht und halte vielmehr dafür: dass, solange nicht in vollständig 
actenmässiger Weise das Gegentheil dargethan ist, die Ehre seiner monu- 
mentalen Inschriften nicht angetastet werde und dass die Werke, die seinen 
Namen als den des Urhebers tragen, sein unverkümmertes Eigenthum bleiben. 
Heidelotf freilich sagt, dass man nur, wenn man sein e Behauptung annehme, 
die Stylverschiedenheit in P. Vischefs Werken zubegreifen im Stande sei. 
Meines Erachtens giebt es dazu einen viel klareren und viel mehr im inne- 
ren Wesen der Kunst beruhenden Weg, den nämlich, dass man der Ent- 
wickelung des künstlerischen Geistes folge. Bei Peter Vischer wiederholt 
sich eben nur, was bei vielen andern Künstlern, zumal jener bewegten 
Zeit, stattgefunden hat; er entwickelt sich von befangenen zu freieren. von 
überkommenen zu selbständigeren Darstellungsformen. In den Werken, 
die dem Sebaldusgrabe vorausgehen, folgt er dem zeitüblicheu Style, wie 
dieser besonders bei Adam Kraft ausgebildet war. In der Zeit des Sebaldus- 
grabes, das er "mit seinen Söhnen" arbeitete. macht sich die grosse 
Umwandlung der künstlerischen Richtung geltend, in welcher dem mehr 
{llßderuen Bewusstsein durch Elemente, die das alteinheimische und noch 
"l der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts in der Vischefschen Giesshütte
	        
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