Ueber die Bronzen
Römhild
zu Peter
und ihre Beziehung
Vischer.
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Vischeüs Kunstthätigkeit komme das eigentlich künstlerische Verdienst dem
Veit Stoss zu; dieser habe jenem eine erhebliche Anzahl von Modellen
geliefert und P. Vischer habe mithin bei der Ausführung derselben nur
das handwerkliche Verdienst des Gusses. Zu den hieher bezüglichen Wer-
ken rechnet Heidelod namentlich auch die Römhilder Denkmäler, in denen
er Veit Stossens Geist und Manier unwiderleglich erkannt haben will.
Dagegen ist Döbner im Kunstblatt 1846, N0. 11, aufgetreten, indem er
Ylachweist, auf wie willkürlichen Annahmen die Behauptung des Gegners
beruhe. Andrerseits hat wiederum e. K. Nagler, im Kunstblatt 1841,
N0. 36, Heideloffs Auffassung, wenigstens in allgemeiner Beziehung, ver-
treten und dies auch in den Artikeln seines Künstler-Lexikons über V.
Stoss und P. Vischer gethan.
Wenden wir uns nunmehr zu den Denkmälern selbst. Das vorzüg-
lichst bedeutende ist dasjenige, welches dem Grafen Hermann VlII. (gest.
1535) und seiner Gemahlin Elisabeth, einer Tochter des Kurfürsten Albrecht
dchilles von Brandenburg (gest. 1507) errichtet ist. Döbner hat aus posi-
llven äusseren Gründen, die vollkommen triftig sind, nachgewiesen, dass
dasselbe nicht erst nach dem Tode des Grafen, sondern zwischen den
Jahren 1507 und _1510 gefertigt ist. Es hat die gewöhnliche sarkophag-
artige Form, auf sechs Füssen ruhend, die von eben so viel liegenden
Löwen getragen werden. Auf dem Deckel sind die grossen Gestalten des
fürstlichen Ehepaares in starkem Relief enthalten; über den Ecken des-
Selben die freistehenden kleinen Gestalten der Evangelistensymbole. An
den Seitenwänden rundbogig gothische Nischen mit den Ahnenwappen des
Fürstenpaares; dazwischen und an den Ecken Statuetten von Heiligen unter
kleinen 'l'abernakeln, im Ganzen zehn.
Zunächst ist zu bemerken, dass alles Architektonische und Ornamen-
tistische an diesem Denkmal ganz vortrefflich ist; namentlich auch sind die
Darstellungen sämmtlicher Wappenschilder im besten Styl. Nur die sechg
Löwen, auf denen das Ganze ruht, sind von roher Behandlung. Eine
vorzüglich gediegene Bildnerhand ist an den beiden Hauptgestalten des
Deckels wahrzunehmen. Beide erscheinen im Gepräge edelster Naivetät.
Bei der Dame zeigt sich eine Auffassung etwa nach Nürnbergischer Art,
namentlich auch in der Anlage des Faltenwurfes; doch ist der letztere
durchaus fern von all und jedem manierirt Eckigen. Ihr Gesicht fein
durchgebildet, hat eine wahrhaft klassische Reinheit und Grazie und zwar
der Art, dass man sieht, es war dem Meister viel weniger um,ein schar-
fes Individualisiren (geschweige denn in der schneidenden Manier, wie es
die Nürnberger jener Zeit lieben), als um ein gewisses Generalisiren der
Form zu thuu. Dies ist auch bei den Händen der Dame ersichtlich. Der
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doch etwas mehr zu individualisiren, hat sein Gesicht ein wenig mehr
Herbigkeit und Starrheit erhalten. Die ganze Rüstung des Grafen ist mit
Serglichstern Fleiss und Verständniss gearbeitet. in seiner Linken hält er
eine Lanze mit langem Fahnentuch, das sich durch einen spielend leicht
bewegten Faltenwurf, ebenfalls frei von allen eckig geknitterten Brüchen,
auszeichnet. Er steht, nach altüblicher Weise, auf einem Löwen, die Gräfin
auf einenl Hunde; beide Thiere erscheinen mit Absicht conventionell be-
handelt. Jedenfalls ist das Relief des Deckels nach alledem als eine der