folger, zunächst der Herzog von Orleans (Regent während der Minderjäh-
rigkeit Ludwigs dann die beiden folgenden Könige. Auch in Eng-
land war man in dieser Periode nicht müssig; doch betrachtete man die
Kunstwerke mehr nur als_ Dekoration für die Schlösser, als dass man sie
um ihres selbständigen Werthes willen gesammelt hätte. Nun aber brach
der Sturm der französischen Revolution los, und was an den Besitzthiimern
der Grossen durch dieselben nicht vernichtet ward, kam auf den Markt
und ging nach England; so die berühmte Galerie Orleans, sn nnzähliges
Andre. Von dieser Zeit beginnt die erhöhte Kunstliebe von Seiten der
Engländer, und fast überall hat das Trefflichste, was käuflich wurde,
dort seine Heimat gefunden. Wiederum Jedoch wusste sich Frankreich für
solche Verluste schadlos zu halten, indem es, wie einst die Römer, aus
der Beute aller besiegten Länder. das Herrlichste an Werken der Kunst in
Paris zusammenhäufte. Mit Napoleons Sturz musste zwar das Wichtigste
zurückgegeben werden; doch ist auch so noch Paris im Besitz höchst um-
fassender Schätze geblieben. Hr. Waagen geht auf alle diese einzelnen
Umstände näher ein und giebt durch Auszüge aus den Verzeichnissen der
vorzüglichsten Sammlungen, die im Laufe der Zeit entstanden waren, eine
nähere Anschauung des Einzelnen.
Unter den eigentlichen Knnstberichten seines Werkes sind Zunächst
die über Gegenstände des Alterthums hervorzuheben. Der ganze Reich-
thum der Antikensammlirngen im Museum von Paris, die Schätze des brit-
tischcn Museums, die mannigfachen Werke alter Kunst, die in den Palästen
und Schlössern der englischen Grosscn zerstreut sind, werden unsern Augen
vorübergeführt. Mehr oder weniger ausführlich, mit besonnener künstleri-
scher Kritik, geht der Verfasser auf alles Einzelne ein und stellt dessen
Bedeutung für den Gang der kunsthistorischen Entwickelung fest. So viel
ich zu urtheilen im Stande bin, sind wir dem Verfasser schon für diese
Berichte zu sehr grossem Danke verplliclitet. Die neuere Zeit hat unge-
mein wichtige Entdeckungen im Gebiete der alten Kunst veranlasst; ganze
Reihen neuer Darstellungen, neuer Gegenstände sind uns entgegengetreten,
und diesen hat sich die Forschung mit vorzüglicher Liebe zugewandt;
dadurch aber ist im Fache der Archäologie ein, fast ausschliesslich gelehr-
ter Standpunkt in den Vorgrund gerückt, und die einfach künstlerische.
und darum doch eben die belohnendste und folgereichste Audassungsweise
ist zuweilen wohl über die Gebühr vernachlässigt worden. Diese nun
vertritt Herr Waagen, und gewiss mit grossem Glück; das Auge, das in
den Werken der neueren Kunst die feineren Unterschiede und die Ent-
wickelungsverhältnisse zwischen den verschiedenen Schulen, den einzelnen
Meistern und den einzelnen Werken der letzteren zu verfolgen gewohnt
war, betrachtet in ähnlicher Weise die Arbeiten antiker Kunst, wo solche
Verhältnisse nicht in gleichem Maasse zu Tage zu liegen scheinen: so tre-
ten auch hier für die Entwickelung und für den Bildungsgang manche
Momente klar hervor, die von den Archäologen bisher nicht eben so an-
schaulich dargestellt wurden. Zuerst ist der Berichte über die einzelnen
Werke ägyptischer Kunst, die sich in London und in Paris befinden. zu
gedenken; die allgemeinen Stylgesetze werden ausführlich charakterisirt;
die neuere Erklärung der Hieroglyphen giebt willkommene Gelegenheit,
die Stylunterschiede historisch zu bestimmen. Im letzteren Bezugo ist
besonders interessant, was über die Veränderungen in der späteren Zeit
der selbständigen ägyptischen Kunst (nach Werken des Louvre) mitgctheilt