Bremen.
Kunstgeschichtliche Notizen
Juni
vom
1851.
643
vor Pilatus in flachem Relief, eine gute, wenn auch handwerkliche Arbeit,
(Etwa im Charakter der damaligen westphälischen Kunst, wobei sich aber,
in dem Architektonischen wie im Einzelkostüm und in der Geberdung,
das Element der Renaissance schon geltend macht. Eine gute Kopie von
Raphaels Kreuztragung über dem Hochaltar.
Zunächst dem Dome steht die Liebfrauenkirche, eine sehr klare
Anlage im spätromanischen Uebergangssiyl- ÜTSPYÜUEÜCh drei gleich hohe
Schiffe mit zweimal zwei Pfeilern, die, in der Grundform viereckig, mit
starken Halbsäulen und mit kleinen, in die Ecken eingelassenen Säulchen
versehen sind; die Kapitäle der l-lalbsäulen von schöner Bildung. Die
Gewölbe sind spitzbogig, mit Wulstbögen und Rippen. An der Nordseite
zwei rundbogige Portale mit weich protllirter Gliederung, das eine dersel-
ben verbaut. An der Westseite zwei Thürme mit einfachen Rundbogeu-
friesen. Der Chor ist gothisch, geradgeschlossen Die Gewölbgurte hier
im Birnenprotil, das auch in den Gurtträgerbündeln niederläuft. In der
Ostwand des Chores ein reichgothisehes Fenster. An der Südseite ist
in spätgothischer Zeit ein viertes Schiff, gleich hoch mit den andern,
angebaut.
Anschariuskirche, 1229 bis 1243 gebaut. Ursprünglich im reinen
Uebergangsstyl. Das Querschitf und das (nicht lange) Langschiif noch mit
den alten spitzbogigen Wulstrippen-Gewölben, die zum Theil kuppelartig
gebildet sind und deren Gurte dabei eine sternförmige Anordnung haben.
Die Pfeiler in der Durchschneidung des Kreuzes mit Pilastern und Eck-
säulchen. Die Seitenschiüe waren ursprünglich, wie aus bestimmten Spu-
ren noch zu erkennen ist, niedrig (und hatten somit auch die entsprechende
geringere Breite). Dies ist aber in spätgothischer Zeit verändert worden,
indem augenscheinlich, um freieren Raum und mehr Licht zu gewin-
nen andre Seitenschiffe von der Höhe und Breite des Mittelschiffes an-
und hinausgebaut wurden; wobei dann auch die ganze Pfeilerstellung des
Mittelschities. doch mit Beibehaltung der dazu nöthigen Theile, einer we-
sentlichen und rohen Veränderung unterworfen ward. Auf der Westseite
ein Thurm mit einfach spitzbogigen Fensterblenden.
Stephanikirch e. Ganz derselbe Fall, wie bei der Anschariuskirche.
Eine alte Anlage im spitzbogigen Uebergangsstyle, mit erhöhten und ver-
breiteten Seitenschiffcn, wobei auch im Detail rohe Umwandlungen zu
Tage gekommen. An den alten Theilen zu bemerken, dass die gerade
Ostwand des Chores und die beiden Giebelwände "des Querschidesmit je
drei ursprünglich ganz einfachen spitzbogigen Fenstern versehen sind. An
dem, sehr verbauten Thurme noch Rundbogenfriese.
Martinikirche, begonnen 1230. Auch hier völlig derselbe Fall.
Zu bemerken ist, dass die Kirche, schon in ihrer ursprünglichen Anlage,
länger ist, als die vorigen. Im Schiff wiederum die alten, sechslinigen
Wulstrippengewölbe. die (wie meist überall die hier vorkommenden Gewölbe
an Gebäuden der Uebergangszeit) eine Art Kuppeln mit gewölbten Kappen,
nicht eigentliche Kreuzgewölbe, bilden. Der Chor dieser Kirche rührt
aus guter, ausgebildet gothischer Zeit her und gewährt für das Innere einen
erfreulichen Eindruck. Er ist fünfseitig (in den um Seiten eines Zwölf-
ecks) geschlossen, mit schmalen Fenstern versehen und mit Gurtträgersäul-
Chen zwischen den letzteren, die ein zierlich gebildetes Gurtengewölbe
tragen. Die mit der Kirche in spätgothischei- Zeit vorgenommenen Ver-