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Kritiken.
und
Berichte
Kloster Vessera (Vessra) wird verschiedenes Merkwürdige streng romani-
schen Styles vorgeführt-In Heiligenstadt ist es die wiederum in ernstern
gothischem Styl ausgeführte Marienkirche, besonders ihr kräftiger Thurm-
bau und ein eigenthümlich charakteristisches Seitenportal, sowie die neben
dieser Kirche befindliche, überaus merkwürdige achteckige Annakapellß
die ganz dieselbe würdevolle Strenge der gothischen Formation zeigt, was
vorzugsweise unsre Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Von Schloss-
Lohra sehen wir die, in ihrer unteren Hälfte erhaltene Doppelkapellff,
der letzten Zeit des romanischen Styles angehörig, die, von Herrn Bauratll
von Quast entdeckt, unsre Kenntniss solcher Kapellen in willkommener
Weise vermehrt, von Mönchen-Lohra eine wenigstens in ihrer!
Hanpttheilen noch erhaltene Kirche streng romanischen Styles. Eine
kleine Kirche zu Steinbach, deren Details sorglichst wiedergegeben sind.
erscheint als eins der geschmackvollsten Beispiele des Uebergangstyles.
Von der Kirche zu Treffurt wird uns ein elegant romanisches Portal,
von der zu Goseck endlich andres, einfacher Romanische vorgeführt.
Wir haben über die Ausführung aller dieser Mittheilungen und über die
Abfassung des begleitenden Textes nur hinzuzufügen, dass sie sich den
früheren Abschnitten des Werkes aufs Würdigste anreihen.
Zur Beendigung des ganzen, allgemein anerkannten Unternehmens fehlt
nunmehr nichts, als die letzte Serie der ersten Abtheilung und der um-
fassende, allgemein geschichtliche Schlusstext. Wir dürfen dem Erscheinen
beider demnächst entgegenstehen.
Die hölzerne Kapelle des H. Judocus zu Mühlhausen in Thü-
ringen. Beitrag zur Geschichte der deutschen Kunst im XIII. Jahr-
hundert von Adolf Tilesius von Tilenau, kaiserl. russ. Hofrath.
Leipzig, 1850.
Kunstblatt
1850,
Ein bescheidenes, aber in seiner Bescheidenheit eigenthümlich interes-
santes Denkmal mittelalterlicher Kunst, dessen gebrechliches Material sechS
Jahrhunderte hindurch der Zerstörung getrotzt hatte, unlängst aber gemein-
nützigen Zwecken geopfert wurde und dessen Gedächtniss die vorstehend
genannte Monographie, aus drei zum Theil kolorirten lithographischen
Blättern und 18 Druckseiten Text in Folio bestehend, auf dankenswerthß
Weise bewahrt. Die Kapelle stand auf dem Friedhofe der vorstädtischen
St. Petrikirche zu Mühlhausen, war 20 Fuss lang, 12 Fuss breit und mit
ihrem steilen Satteldache 19 Fuss hoch; sie diente in letzter Zeit, als
"Barhällschell", zur Aufbewahrung von Todtengräbergeräth. Es war ein
einfach oblonger Bretterraum, mit Brettern spitzbogig überwölbt, die, in
den vorfagenden Giebel der Aussenseite vortretend und in demselben eine
starke Nische bildend, dem Aeusseren ein charakteristisches Gepräge gaben-
Man hatte den alterthümlichen Ueberrest schon niedergerissen, als de?
Herausgeber zufällig dazu kam, an den Brettern der ehemaligen Gewölb-