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Berichte
und
Kritiken.
wird durch eine Widmung des Blattes an S. M. den König Friedrich Wil-
helm IV. von Preussen eingenommen. Das Blatt ist Eigenthum und Ver-
lag des Lithographen (Frankfurt a. M., Seilerstrasse N0. 27).
1. Grabdenkmäler. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des Mittelalters.
A.n Ort und Stelle gesammelt und gezeichnet von Leonard Dorst. Erster
und zweiter Band (richtiger: Heft). Görlitz, 1846 und 1847.
2. Reiseskizzen. An Ort und Stelle gezeichnet und nebst einer kurzen
Beschreibung in Tondruck herausgegeben von Leonard Dorst. Erstes
Heft. Görlitz, 1847.
1850,
(D. Kunstblatt
Ich fasse hier eine Anzeige dieser beiden Unternehmungen zusammen,
wozu der Umstand, dass beide von demselben Verfasser herrühren, beide
aus derselben Sinnesrichtung hervorgegangen sind und dieselbe äussere
Behandlung zeigen, Anlass giebt. Der Sturm des Jahres 1848 scheint die
Fortsetzung beider unterbrochen zu haben; vielleicht ist jetzt zur Wieder-
aufnahme der Arbeit eine günstigere Zeit gekommen, vielleicht auch ist
es diesen flüchtigen Worten gegeben, dazu in vermittelnder Weise bei-
zutragen.
Die zwei Hefte von N0. 1 enthalten ausser dem Titel und der an den
Freiherrn von Stillfried-Rattonitz gerichteten Widmung, die in sauberem
Buntdruck ausgeführt ist, im Ganzen 24 Blätter mit bildlicher Darstellung
in Quartformat, nebst 14 Seiten erläuternden Textes in deutscher und
französischer Sprache. Es sind Abbildungen mittelalterlicher Grabsteine,
aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, Sachsen, Schlesien, Fran-
ken, auch Württemberg, Bayern, der Schweiz u. s. w., leicht und ein-
fach, aber mit sicherer künstlerischer Hand und mit völligem Verständniss
der stylistischen Eigenthümlichkeiten, mit der Feder auf Stein gezeichnet
und mit zwiefachen Schattentönen überdruckt. Die sorgliche Berücksich-
tigung jenes stylistischen Elements macht die Mittheilungen zu charakte-
ristischen Beispielen der kunstgeschichtlichen Entwickelung, worauf der
Titel der Hefte hindeutet; noch wichtiger vielleicht sind sie für die Per-
sonalgeschichte, für die Heraldik, für das Kostümwesen u. s. w. Ich be-
zeichne ein Paar einzelne Darstellungen näher. Tafel 7 enthält den Grab-
stein der Agnes Bernauer, der Gemahlin Herzog Albrechts von Bayern,
der sich im Chor der Bernauer Kapelle auf dem Kirehhofe zu Straubing
befindet. Die einfache, in schönen gothischen Lettern gehaltene Umschrift:
11A; D -M CCCC XXX . VI in die . octobris . obiit agnes Ber-
nauerin resquiescat in pace." giebt keine Hindeutung auf den schönen
Lebßüßfrühlillg und das tragische Ende, wodurch die Geschichte dieser
Frau im Munde der deutschen Poesie lebendig geblieben ist. Sie ist auf
dem Grabsteine in ganzer Figur dargestellt, in einen weiten fürstlichen
Mantel gehüllt, das Haupt mit einem reichen Schleier umgeben, in der
rechten Hand den Rosenkranz, zu ihren F üssen zwei Hündchen. Vielleicht