588
Berichte und Kritiken.
wir eine Ansicht der spätgothischen Stadtkirche zu Coburg, eine Ansicht
der Kirche des zum fröhlichen Jagdschlosse umgewandelten ehemaligen
Klosters von Reinhardtsbrunn, und zwei Blätter mit Abbildungen von
sechs der Grabsteine der thüringischen Landgrafen, welche an dieser Kirche
aufgestellt sind. Einer von diesen Grabsteinen, ohne tigürliche Darstellung
ist nur mit einem phantastischen Ornament romanischen Styles versehen.
Die andern Steine enthalten die Darstellungen fürstlicher Personen, doch
nicht als eigentliche Portraitbildungen, sondern als ideale Arbeiten aus
einer beträchtlich späteren Zeit als der des Lebens der Dargestellten, und
zwar aus dem l4ten Jahrhundert. Die sehr charaktervollen Abbildungen
bestätigen diese vom Verf. gegebene Bestimmung aufs Entschiedenste. Die
Scnlpturen sind übrigens für die künstlerische Richtung des 14ten Jahr-
hunderts, für die technische Behandlung und auch für das Kostüm dieser
Zeit zum Theil von namhaftem Werth.
Der Separattitel des zweiten Abschnittes lautet: Mittelalterliche
Bauwerke in den Herzogthümern Sachsen-Meiningen-Hild-
burghausen," 10 Blatt Abbildungen und 16 Seiten Text. Auf die wie-
derum vortrefflich gestochene Titelvignette (von Witthöft nach C. Wagner)
mit der Ansicht des Schlosses Maasfeld, und auf ein Blatt mit der Dar-
stellung eines reichen, aus dem 16. Jahrhundert herrührenden Holzhauses
zu Meiningen, folgen sieben Blätter, welche der Stadt Saalfeld ge-
widmet sind. Die kolossale Ruine der alten Sorbenburg und das fried-
liche spätgothische Schlösschen neben ihr, die Brücke mit dem Unter-
bau der ehemaligen vielbesuchten Wasserkapelle, die eigenthümliche
spätgothische Facade der Stadtkirche, die Hof-Apotheke, ein hohes Ge-
bäude aus spätromanischer Zeit und mit charakteristischen Details aus
dieser Epoche, das Rathhaus, eine lustig bunte architektonische _Com-
position, wiederum zumeist aus spätgothischer Zeit, diese Gebäude und
zu ihnen gehörige Einzelheiten machen den Inhalt der genannten sieben
Blätter aus. Den Schluss macht eine Ansicht des ebenfalls spätgothischeti
Rathhauses zu Pössneck, mit einem eigenthümlichen Prachtstück von
Treppenaufgang und mit hohen reich verzierten Zinnengieheln.
Der Herausgeber hat den vorstehend genannten Lieferungen seines
Werkes besondere Notizblätter über den bevorstehenden Abschluss desselben
beigegeben. Hienach fehlt fürjede Abtheilung nur noch eine Serie Die
Schlussserie der ersten Abtheiluug wird einzelne im Königreich Sachsen
noch vorhandene Bauwerke in Alteuzelle, Grimma, Zwickau u. s. w. be-
handeln und zugleich Einiges aus dem Fürstenthum Reuss mit umfassen.
Die Schlussserie der zweiten Abtheilung wird sich auf das Eichsfeld, mit
Nordhausen und Mühlhausen, beziehen, auch wird Einiges über die Elb-
gegenden (Wittenberg, Torgair, Mühlberg) beigegeben werden. Endlich
wird als Schluss-Text des Ganzen eine besondere "Uebcrsicht der Geschichte
der mittelalterlichen Baukunst in Sachsen" folgen. Neben der Bezugnahme
auf dfßßll dem Gesammtwerk enthaltenen Darstellungen soll hier zugleich
aflf 311112911 Kupfertafeln mit kleineren, rein architektonischen Abbildungen
91" nglßichsam encyclopädischer" Ueberblick des Charakteristischen jedes
Zeitalters gegeben werden.
bi8ß"_ Abbildungen zum ersten Male herausgegeben, auch durch historische und
artisusche Bemävrkungen erläutert von Dr. L. Puttrich, Leipzig bei Rud. Wei-
gel, Kleiu-Foln erscheinen.