nach A. Dürer.
der Grosse
Karl
573
„Les ornements du moyen-äge,"
und darunter:
"Die Ornamentik des Mittelalters."
Was sollen die andern Nationen denken, wenn sie ein so gar geringes
Selbstbewusstsein an der Stirn eines deutschen Nationalwerkes sehen?
Karl
gestochen von
Dürer,
nach A.
der Grosse
Reindel.
(Kunstblatt
1848, N0.
Nürnberg bewahrte vor Zeiten einen kostbaren Schatz: die Kleinodien
und Heiligthümer des heil. römischen Reiches. Die letzteren bestanden
aus allerlei ausgezeichneten Reliquien in verschiedenartiger Fassung, die
ersteren aus den sämmtliehen prachtvollen Costümstücken nebst Zubehör,
welche zur feierlichen Ausrüstung der kaiserlichen Majestät bei der Krö-
Dung erforderlich waren. Sie stammten von dem geheiligten Gründer der
kaiserlichen Herrschaft, von Karl dem Grossen her und waren Prachtbelege
der Kunstfertigkeiten seiner Zeit, zum Theil byzantinischen, auch orienta-
lischen Ursprungs. Kaiser Sigismund hatte sie in der wirren Zeit der
Hussitenkriege Nürnberg zur sichern Aufbewahrung übergeben; dort sollten
sie für ewige Zeiten verbleiben; doch mussten sie zu jeder Kaiserkrönung,
an wie fernem Orte diese auch stattfinden mochte, nachgeführt werden,
was stets unter feierlichem Geleit geschah. Alljährlich, bis zur Einführung
der kirchlichen Reformation in Nürnberg, wurden sie sammt den Reichs-
heiligthümern unter grosser Festlichkeit, auf einem Gerüste, das zu diesem
Behufe auf dem Markte erbaut ward, öffentlich ausgestellt. Erst zu Ende
des vorigen Jahrhunderts, bei den Wirren der Revolutionskriege, ist dieser
Schatz nach Wien übergeführt worden.
Zur Verherrlichung dieses städtischen Besitzthums, wohl um dabei
irgend einem besonderen Zweck oder Auftrage zu genügen, scheint Dürer
die beiden majestätischen länglich hohen Kaiserbilder gemalt zu haben,
Welche sich in der städtischen Sammlung zu Nürnberg befinden. Sie stel-
len, wie bekannt, Karl den Grossen und Sigismund dar. Bisher durch
Uebermalungen entstellt, sind diese Bilder (wenigstens das erstere, über
dessen gegenwärtige Beschaiienheit dem Unterzeichneten eine nähere Kunde
vorliegt), kürzlich aufs Glückhchste gereinigt worden, in einer Weise,
dass dem Beschauer die volle Frische der Originalität, unverletzt und ohne
irgend eine störende Retusche, enfgegelllritt-
Durch Herrn Direktor Reindel zu Nürnberg, der sich schon vor eini-
gen Jahren durch seinen Stich nach den vier Aposteln Dürerls den Dank
aller Freunde deutscher Kunst erworben hat, ist neuerlich ein Stich nach
dem Bilde Karls des Grossen gearbeitet und so eben vollendet worden-
Der Stich ist etwas über 17 Zoll hoch und Zoll breit. Er führt uns,
soweit das überhaupt ohne Farbe thunlich ist. das majestätische Bild in
seiner ganzen wundersamen Wirkung gegenüber. Der Kaiser, etwas mehr