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Berichte und Kritiken.
an der Orla, ebenfalls aus späthgothischer Zeit, das durch seine bunten
Giebel und vornehmlich durch einen überaus stattlichen mächtigen Erker-
bau ausgezeichnet ist, endlich die, nicht sehr bedeutende Wiedenkirche zu
Weyda, deren Haupttheile der Epoche des Uebergangsstyls angehören und
den schlichten, aber schönen und zumal durch seine wohlerhaltene acht-
seitig pyramidale Spitze merkwürdigen Mauerthurm des dortigen Schlosses.
Zur Geschichte der Kunst in Deutschland.
( Kunstblatt
1848 ,
1) Nürnberger Bildhauerwerke des Mittelalters. III. Sculp-
turen von Schonhofer und Vischer. Herausgeg. von Friedrich
Wagner. Mit 10 Kupfertafeln. Nürnberg, 1847. Gr. 4.
Nachdem in den beiden ersten Heften dieses Werkes Madonnen- und
Christusbilder aus den verschiedenen Epochen der Nürnbergischen Sculptur
und in ihnen vorzugsweise Beispiele der künstlerischen Thätigkeit von A.
Kraft und VfStoss gegeben waren, bringt uns das vorliegende Heft andere
bildliche Darstellungen, historische Personen, Heilige, Patriarchen, symbo-
lische Gestalten u. s. w., in denen sich die erhabene Ausbildung des ger-
manischen Styles bei Schonhofer und seinen Zeitgenossen und die erneute,
zugleich wohl durch italienische Einwirkungen erhöhte Umbildung dessel-
ben bei P. Vischer ausspricht. Von Schonhofer enthält das Heft die Statuen
Kaiser Karls IV. und Chlodwigs vom schönen Brunnen und die der h.
Margaretha aus den Statuen der Vorhalle der Frauenkirche. Schonhofefs
Darstellungsweise ist bekannt, und genügt es, darauf hinzudeuten, dass dic-
elbe in diesen glücklich gewählten Proben charakteristisch wiedergegeben
ist. Sodann zwei der schönen und eigenthümlich geschmackvollen Statuen
der klugen und thörichten Jungfrauen von der Brautthüre der Sebaldus-
kirche, die eine gewisse Annäherung an den liebenswürdigen Styl der
Kölner Schule verrathen. Von Peter Vischer bringt uns das Heft einen der
Apostel und eine Gruppe von zweien der Patriarchen oder Propheten vom
Sebaldusgrabe, die sehr interessante und für Vischefs ganze Durchbildung
so wichtige Statue des bogenschiessenden Apoll, die sich gegenwärtig in
der Sammlung der Kunstschule befindet, das anziehend naive Bild des
Kirchenmeisters A. Kress aus seiner in der Lorenzkirche belindlichcn Ge-
dächtuisstafel, und schliesslich die Darstellung eines den Abschied Christi
von seiner Mutter enthaltenden Reliefs in der Jakobskirche, welches sich
dem Vischerschen Style wenigstens annähert. So bietet auch das vorlie-
gßfltlß Heft mannigfaches Interesse dar, und wir heilen, dass die Andeu-
tungen des geschätzten Herausgebers über eine künftige Forsetzung des
Werkes, für welchen Fall er namentlich auch die Mittheilung grösserer
Compositißllell der Nürnberger Skulptur verheisst, bald in Erfüllung gehen
werden.