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Berichte und Kritiken.
und einzelnen Glasgegenständen, ist es besonders die grosse Menge ver-
schiedenartigen Holzgeräthes, was die vorzüglichste Aufmerksamkeit in
Anspruch nimmt. Zimmerer, Büttner, Tischler, Drechsler, Schnitzer erschei-
nen hier in mannigfacher und erfolgreicher Thätigkeit. Die Leichen sind
in Holzsärgen, welche meist aus ausgehöhlten Baumstämmen bestehen, bei-
gesetzt; gelegentlich haben die letzteren eine hausähnliche Form. Zuweilen
sind es auch förmliche Todtenbettstellcn, mit wohlgeschnitzten Bretter-
wänden. Ebenso kommen kleinere Behälter ähnlicher Art, einmal auch
ein Brettersessel vor. Daneben mancherlei Leuchter, Bütten, Flaschen,
Schalen, Teuer 11' s" w' A18 Gegenstände symbolischer Bedeutung sind
die zum Theil sehr bunt ausgeschnitzten Todtenschuhe anzuführen. Auf
weibliche Beschäftigung deutet ein zierliches Webegeräth, auf männliche
(ausser den Waffen) eine Art Laute oder Geige, die eines der Gerippe
neben dem Schwerte im Arme hielt. U. dgl. m. Je nach der Laune und
Bedürfniss sind hiebei allerlei Verzierungen, die stets auf der Kombination
einfachster Formen beruhen und meist in durchaus geschmackvoller Weise
ausgeführt sind, angebracht. Die Bedeutung dieser Funde für die spe-
ziell archäologischen Interessen näher nachzuweisen, ist hier nicht der Ort.
Hier mag nur darauf hingedeutet werden, wie diese Mittheilungen einer-
seits von jenen primitiven Stadien künstlerischer Entwicklung, welche uns
so fern liegen, wiederum eine- sehr belehrende Anschauung gewähren und
wie sie andererseits zugleich geeignet sind, den schaffenden Künstler, der
sich die Darstellung frühgermanischer Zustände und Begebnisse zur Aufgabe
genommen hat, lebendig in die äussern Formen jener Zeit einzuführen. In
der That baut sich vor der Phantasie des Betrachters aus diesen und ähn-
lichen Ueberresten, zumal wenn er dabei zugleich so mancher Mittheilungen
von Denkmalen des skandinavischen und namentlich norwegischen Alter-
thums gedenkt, das Bild jener Frühzeit in so charakteristischer wie ein-
druckvoller Weise empor.
Zur Geschichte der Kunst in Deutschland.
(Kunstblatt
1847
1) Denkmalc der Baukunst des Mittelalters in Sachsen. Bear-
beitet und herausg. von Dr. L. Puttrich etc. Abth. II., Bd. II., Lief. 14
bis 16. Leipzig 1846. F01.
Die vorliegenden Lieferungen des Puttriclfschen Werkes, über welches
zuletzt in Nummer 54 des vorjährigen Kunstblattes berichtet ist, bilden
wiederum ein für sich bestehendes Ganzes, unter dem Separattitel: "Erfurt,
Sein Dom und andere mittelalterliche Bauwerke daselbst."
Sie Enthalten 12 Blatt Abbildungen (sämmtlich, mit Ausnahme des Grund-
rissblattes, aUSgeführte Lithographien), 2 Vignetten und 22 Seiten Text.
Der Sßpßfältilßl bezeichnet den Inhalt, der, bei der Bedeutung Erfurts
und seiner Monumente, auf ein lebhaftes Interesse Anspruch hat, obgleich