Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Nürnberger Bildhauerwerke des Mittelalters. 
Die Heidengräbar am Lupfen etc. 
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grösseren Compositionen entnommene Figuren. Die Zeichnung ist überall 
mit sicherem Verständniss, der halbausgefühüe Stich in erfreulicher Tüch- 
tigkeit gearbeitet. Das Heft, dem ein zweites mit der Darstellung von 
Christusbildern in ähnlicher Anordnung und ein drittes mit Aposteln, Bei. 
ligen- und Portraitstatuen folgen soll, wird mit um so grösserem Beifall 
aufgenommen werden, als durchweg für bildliche Herausgabe und Bekannt- 
machung der Sculptur des deutschen Mittelalters noch ungemein viel zu 
thun ist. 
Man könnte sich vielleicht zu einer tadelnden Bemerkung darüber 
veranlasst sehen, dass der Herausgeber hauptsächlich nur einzelne Gestal- 
ten und nicht auch grössere Compositionen, zumal wenn jene aus diesen 
entnommen sind, gegeben hat. Die Bemerkung würde aber müssig sein, 
da der Herausgeber vollkommen berechtigt war, zu geben was er wollte, 
und da eine solche Uebersieht gleichartiger Charaktere in verschiedenarti- 
ger Auffassung, je nach Epochen und künstlerischen Individualitäten jeden- 
falls interessant ist und eine Blumenlese bildet, deren Veröffentlichung man 
nur mit Dank anerkennen kann. Vielleicht indcss wird dem Herausgeber 
soviel Beifall zu Theil, dass er sich später auch zur Darstellung grösserer 
Compositionen entschliesst, die wir sodann allerdings nicht minder will- 
kommen heissen würden.  
1) Die Heidengräber am Lupfen (bei Oberflacht). Aus Auftrag 
des württembergischen Alterthumsvereins geöffnet und beschrieben von 
dem k. württ. Hauptmann v. Dürrich und Dr. Wolfgang Menzel. 
Stuttgart, 1847. (28 S. in   Dazu: 
2) J ahresheftg des Wirtenbergischen Alterthumsvereins. Drit- 
tes Heft. Stuttgart, 1846. (1 Textblatt mit Holzschnitten und 4 B1. lith. 
 Abbildungen in F01.) 
1847 , N0. 
(Kunstblatt 
N0. 1 enthält die näheren Erläuterungen zu den in N0. 2 mitgetheilten 
Darstellungen. Sie geben ein Bild von der Ausbeute, welche die kürzlich 
erfolgte sehr umfassende Ausgrabung der obengenannten Gräber gewährte 
und die für die Vaterländische Alterthumskunde von erheblicher Wichtig- 
keit ist. Nach den Ermittelungen des Herrn Menzel sind dies Gräber 
heidnischer Alemannen aus der Zeit zwischen dem 4ten und Sten Jahr- 
hundert, nach dem Aufhören altrömischer und vor dem Eintreten christlicher 
Einwirkungen. In den sehr mannigfaltigen Gegenständen, welche hier 
aufgefunden wurden, tritt uns_das Bild einer auf eigenthümlicher, völlig 
primitiver Grundlage schon ziemlich vielseitig ausgebildeten Kulturstufe 
entgegen. Neben mancherlei, Zum Theil sehr zierlich gearbeiteten metal- 
lischen Schmuckstücken, zur körperlichen Bekleidung der Menschen und 
zum Geschirr der Pferde gehörig, neben Walfen und andern Bekleidungs- 
resten (z. B. eigenthümlich zugerichteten Sandalen), neben irdenem Geräth
	        
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