Nürnberger Bildhauerwerke des Mittelalters.
Die Heidengräbar am Lupfen etc.
565
grösseren Compositionen entnommene Figuren. Die Zeichnung ist überall
mit sicherem Verständniss, der halbausgefühüe Stich in erfreulicher Tüch-
tigkeit gearbeitet. Das Heft, dem ein zweites mit der Darstellung von
Christusbildern in ähnlicher Anordnung und ein drittes mit Aposteln, Bei.
ligen- und Portraitstatuen folgen soll, wird mit um so grösserem Beifall
aufgenommen werden, als durchweg für bildliche Herausgabe und Bekannt-
machung der Sculptur des deutschen Mittelalters noch ungemein viel zu
thun ist.
Man könnte sich vielleicht zu einer tadelnden Bemerkung darüber
veranlasst sehen, dass der Herausgeber hauptsächlich nur einzelne Gestal-
ten und nicht auch grössere Compositionen, zumal wenn jene aus diesen
entnommen sind, gegeben hat. Die Bemerkung würde aber müssig sein,
da der Herausgeber vollkommen berechtigt war, zu geben was er wollte,
und da eine solche Uebersieht gleichartiger Charaktere in verschiedenarti-
ger Auffassung, je nach Epochen und künstlerischen Individualitäten jeden-
falls interessant ist und eine Blumenlese bildet, deren Veröffentlichung man
nur mit Dank anerkennen kann. Vielleicht indcss wird dem Herausgeber
soviel Beifall zu Theil, dass er sich später auch zur Darstellung grösserer
Compositionen entschliesst, die wir sodann allerdings nicht minder will-
kommen heissen würden.
1) Die Heidengräber am Lupfen (bei Oberflacht). Aus Auftrag
des württembergischen Alterthumsvereins geöffnet und beschrieben von
dem k. württ. Hauptmann v. Dürrich und Dr. Wolfgang Menzel.
Stuttgart, 1847. (28 S. in Dazu:
2) J ahresheftg des Wirtenbergischen Alterthumsvereins. Drit-
tes Heft. Stuttgart, 1846. (1 Textblatt mit Holzschnitten und 4 B1. lith.
Abbildungen in F01.)
1847 , N0.
(Kunstblatt
N0. 1 enthält die näheren Erläuterungen zu den in N0. 2 mitgetheilten
Darstellungen. Sie geben ein Bild von der Ausbeute, welche die kürzlich
erfolgte sehr umfassende Ausgrabung der obengenannten Gräber gewährte
und die für die Vaterländische Alterthumskunde von erheblicher Wichtig-
keit ist. Nach den Ermittelungen des Herrn Menzel sind dies Gräber
heidnischer Alemannen aus der Zeit zwischen dem 4ten und Sten Jahr-
hundert, nach dem Aufhören altrömischer und vor dem Eintreten christlicher
Einwirkungen. In den sehr mannigfaltigen Gegenständen, welche hier
aufgefunden wurden, tritt uns_das Bild einer auf eigenthümlicher, völlig
primitiver Grundlage schon ziemlich vielseitig ausgebildeten Kulturstufe
entgegen. Neben mancherlei, Zum Theil sehr zierlich gearbeiteten metal-
lischen Schmuckstücken, zur körperlichen Bekleidung der Menschen und
zum Geschirr der Pferde gehörig, neben Walfen und andern Bekleidungs-
resten (z. B. eigenthümlich zugerichteten Sandalen), neben irdenem Geräth