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Berichte und Kritiken.
förmliches Mausoleum des Hauses Nassau-Saarbrücken bildet. Ein vorzüglich
interessantes Monument. gehört dem 14ten, ein anderes, ebenfalls von höhe-
rem Werth, dem löten Jahrhundert an. Ihnen folgt eine grosse Anzahl
von Denkmälern der späteren Zeiten des löten und aus dem 17ten Jahr-
hundert, mit barocken Architekturen und sonstigen dekorirenden Beiwerken
im Charakter dieser Epoche versehen. Den letzteren reihen sich einige
aus dem Anfange des 18ten Jahrhunderts an. Eigentlich künstlerisches
Interesse gewähren nur jene früheren Werke, doch geben auch die übrigen
ein charakteristisches Bild für die wechselnden Geschmacksrichtungen
der verschiedenen Zeiten. Ausser dem genealogischen Interesse (das unsre
Zwecke natürlich nicht berührt) sind diese Denkmäler zugleich, da sie
überall die Bildnissgestalten der betreiiienden Personen enthalten, auch für
das Kostümstndium in mehrfacher Beziehung nicht unwichtig. Die gestoche-
inen Abbildungen" bestehen in genauer Umrisszeichnung.
Nürnberger Bildhauerwerke des Mittelalters. I. Marienbil-
der. Für Bildhauer, Maler und alle Freunde deutscher Kunst gezeichnet,
gestochen und mit kurzen Notizen herausgegeben von Friedrich Wag-
ner. Text in deutscher, französischer und englischer Sprache. Mit 10
Kupfertafeln. Nürnberg, Verlag von Konrad Geiger. 1847. Gr. 4.
( Kunstblatt
1847,
Das vorstehend genannte Heft enthält eine höchst anziehende Ueber-
sieht von Stein- und Holzbildwerken Nürnbergischer Kunst, welche die
Maria als Jungfrau, als beglückte oder klagende Mutter und als Himmels-
künigin darstellen. Für die poetisch-gemüthvolle Auffassung des Marien-
charakters in den späteren Jahrhunderten des Mittelalters giebt dasselbe
eben so schätzbare Belege, wie für den Gang der Entwickelung und die
eigenthümliche Blüthe der Vaterländischen Kunst. Von feierlich schlichten
Darstellungen im germanischen Style des 14. Jahrhunderts werden wir zu
den charakteristisch ausgeprägten des 15. und der früheren Zeit des 16.
geführt und begegnen zuletzt einer nicht minder schönen aus späterer Zeit
des 16. Jahrhunderts, in der die heimische Auffassungs- und Darstellungs-
weise nach den grossartigeren Linien und Formen der italienischen Kunst
jener Zeit umgebildet erscheint. Neben den Werken bekannter Meister,
wie A. Kraft und V. Stoss, finden wir andere von solchen, deren Namen
die Kunstgeschichte nicht mehr weiss, die aber das Gepräge nicht geringe-
rer Vollendung tragen. Zu diesen gehört insbesondere jene, in, neuerer
Zeit mit Recht so berühmt gewordene Holzstatue der klagenden Maria in
der Sammlung der königl. Kunstschule zu Nürnberg; sodann eine ungemein
tief empfundene und in edelstem Wohllaut der Linien durchgeführte Gruppe
der Maria: die über dem Leichnam des Sohnes betet; ebenfalls aus Holz
geschnitzt, befindet die letztere sich in der dortigen Jakobskirche. Mit
Ausnahme dieser Gruppe sind sämmtliche Darstellungen nur der einzelnen
Gestalt der Madonna (doch gelegentlich mit dem Kinde auf dem Arme)
gewidmet und enthalten sie theils für sich bestehende Statuen, theils aus