Deutschland.
Gaschichte der Kunst in
Zur
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Die edäutel-ndeii Textblätter geben die historischen Notizen für die einzelnen
Denkmäler- nnd führen im Uebrigen in ihre konstruktiven und ästhetischen
Besonderheiten ein. Das ganze Unternehmen hat das Gepräge eines auf
wissenschaftlicher und künstlerischer Grundlage beruhenden, von allem
Dileitaiitismus freien Werkes. Der Inhalt der beiden ersten Lieferungen
besteht in Folgendem.
Zunächst in einem Vorredeblatt, welches sich, neben der Bezeichnung
des besondern Zweckes, dem das Unternehmen gewidmet ist, über die
allgemeinen Principien der Kirchenbauweise, besonders im früheren ger-
manischen Mittelalter, ausspricht. Die unbefangene vorurtheilslose Weise,
wie hier, ohne alles Gewicht auf einen einzelnen Punkt zu legen, viel-
mehr die verschiedenen Gesichtspunkte, des Idealen und des Technischen,
berücksichtigt sind, doch aber das geistige Bedürfniss der damaligen Zeit
gebührend in den Vorgrund gestellt ist, erweckt von vornherein ein günsti-
gßs Vorurtheil für den Standpunkt, auf dem die Herausgeber sich befinden.
Die Mittheilungen der drei ersten Kupfer-blätter betreilen die Kirchen der
ehemaligen Cistercienserabtei Eberbach, an der südlichen Abdachung des
Taumisgebii-ges, die sogenannte ältere Kii-che und die grössere, eigentliche
Hauptkirche des Klosters. Die letztere erscheint als eine mächtige romanische
Gewölbkirche strengund schmucklos ausgeführt, wie es bei den Kirchen der
Cisterciensei- Sitte war. Sie ist um die Mitte des 12ten Jahrhunderts gegründet
und 1186 eingeweiht worden; die Behandlung ihrer Formen entspricht völlig
dieser Bauzeit. Die sogenannte ältere Kirche (falls dies Gebäude überhaupt
eine eigentliche Kirche war) bildet einen oblongen Raum, der durch zwei
säulengtellungell mit überhöht spitzbogigen Kreiizgewölben in drei Schiffe
von fast gleicher Breite undHölie geschleden wlrd und an der einen (gen
Süden belegenen) Schmalseite mit einem kleinen quadratischen Ausbau
versehen ist. Alles Detail hat hier die zierlich elegante Ausbildung des
spätromanisclien Styles. Die Herausgeber bemühen sich zu erweisen, dass
dies -die ursprüngliche. zu Anfang des 12ten Jahrhunderts erbaute Kirche
sei, da sie wirklich an der Stelle befindlich ist, wo die älteren Klostergc-
bäude, die im Anfang des l3ten Jahrhunderts in ein Hospital verwandelt
wurden, standen. Mir scheint kein Zweifel, dass sie eben zu den letzteren
Anlagen gehöre und gleichzeitig mit ihnen aufgeführt wurde, indem die
Detailbildungen den Formen dieser spätern Zeit völlig entsprechen. (Da
die Parteien in Betreff des romanischen Uebergangsstyles einander in
Deutschland noch kämpfend gegenüberstehen, so mag es hier an dieser
Andeutung genügen. Wenn aber die Herausgeber bei dieser Gelegenheit
sich auf mein Handbuch der Kunstgeschichte beziehen zu dürfen meinten,
so hätten sie doch füglich auch von dem Hauptinhalt der angezogenen
Seite Notiz nehmen sollen.) Auf 6 folgenden Kupferblättei-n, von denen
eines ein Doppelblatt ist, wird sodann die im Jahr 1O_93_gegründetc_ und
1156 eingeweihte Abteikirche von Laach dargestellt, die in ihrer inaJestä-
tischen GegammtcompositlOll, in der vortredlichcn räumlichen Anordnung
des Innern, in der reichen, principmässigen Durchbildung als eins der
Musterbeispiele des romanischen Baustyles zu betrachten ist. Wenn wir
über diese so höchst wichtige Kirche bisher nur die wenig genügenden
Mitthcilungen besessen, welche in dem oben genannten Werke von Boisseree
enthalten sind, so gewinnen wir in den vorliegenden Blättern schon eine
sehr umfassende Angehauung ihrer gesaminten Eigcnthüinlichkeiten. EH!
KVKICF, Kleine Schriften Ü. 36